Meilenstein wirft Schatten voraus

Meilenstein wirft Schatten voraus

Abwasserkanal Emscher: Inbetriebnahme im September…

Wo heute noch unser Kollege Vermessungsarbeiten durchführt, wird ab September erstmals Abwasser durch den "Emscherschnellweg unter Tage" fließen. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Wo heute noch unser Kollege Vermessungsarbeiten durchführt, wird ab September erstmals Abwasser durch den „Emscherschnellweg unter Tage“ fließen. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Der 11. September ist so ein Datum, das man nicht vergisst. Vielleicht liegt es also auch am Datum, dass ich mich noch genau an den Tag des ersten Spatenstichs für den Abwasserkanal Emscher (AKE) erinnere. Es war am 11. September 2009, als wir auf einer Brachfläche in Gelsenkirchen den Start eines der größten und modernsten Abwasserprojekte Europas feierten. In diesen Tagen muss ich häufiger an diesen vergangenen Meilenstein zurückdenken, denn nun steht es fest: Neun Jahre danach, in diesem September, nehmen wir den größten Teilabschnitt des AKE zwischen Dortmund und Bottrop auf einer Länge von 35 Kilometern in Betrieb. Es wird ein großer Tag für unsere Region, denn ab dann wird die Emscher in den kommenden Jahren schrittweise vom Abwasser befreit werden.

AKE – diese drei Buchstaben stehen für einen insgesamt 51 Kilometer langen Abwasserkanal, der in Dortmund-Deusen beginnt und an unserem Klärwerk Emschermündung in Dinslaken endet. Er verläuft in Tiefenlagen von acht bis 40 (!) Metern – mit Innendurchmessern von 1,60 bis 2,80 Meter. Der Bau dieses Kanals inmitten des drittgrößten Ballungsraumes Europas (nach London und Paris) – und das sage ich nun ohne jede Übertreibung – ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Der AKE unterquert Bahngleise, Autobahnen, den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher – mehr als einmal! Er ist die abwassertechnische Hauptschlagader des Emscher-Umbaus, die Voraussetzung für die Renaturierung eines Flusses, der zurzeit noch – und da wollen wir ganz ehrlich sein – so etwas wie der Dickdarm des Reviers ist…

Ein Blick in den fast 40 Meter tiefen Saugraum des Pumpwerks Bottrop - von dort unten befördern gewaltige Pumpen das Abwasser nach oben in unsere Kläranlage. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Ein Blick in den fast 40 Meter tiefen Saugraum des Pumpwerks Bottrop – von dort unten befördern gewaltige Pumpen das Abwasser nach oben in unsere Kläranlage. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Doch aus dem einstigen Hinterhof des Potts wird allmählich sein neuer Vorgarten, und der AKE spielt dabei eine gewichtige Rolle. Das meine ich wörtlich, denn: Zwischen Dortmund und Bottrop haben wir für den „Emscherschnellweg unter Tage“ insgesamt 10.661 Rohr-Elemente mit einem Gesamtgewicht von 213.747 Tonnen (!) vorgetrieben. Mehr als eine halbe Milliarde Euro hat unsere Emschergenossenschaft in das flächenmäßig größte Einzelprojekt des Emscher-Umbaus investiert.

Neben dem AKE werden wir im Herbst auch die beiden in rund 40 Meter Tiefe liegenden Abwasser-Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop in Betrieb nehmen. Wieso überhaupt Pumpwerke? Nun: Der Abwasserkanal beginnt in Dortmund in einer Tiefenlage von ca. acht Metern unter der Geländeoberkante und sinkt mit einem stetigen Gefälle von 1,50 Metern je Kilometer bis zu 40 Meter tief in die Erde ab. Es war unumgänglich, Pumpwerke zwischenzuschalten, die das Abwasser wieder aufwärts befördern. Ohne sie hätte der Kanal bei Dinslaken eine Tiefe von rund 80 Metern erreicht…

Apropos gewaltige Maschinen - hier der Vergleich Mensch und Maschine... Und das ist nur der untere Teil der Leitungen... Foto: Yuled Ekim/EGLV

Apropos gewaltige Pumpen – hier mache ich den Vergleich Mensch und Maschine… Und das ist nur der untere Teil der Leitungen… Foto: Yuled Ekim/EGLV

Schrittweise wird der AKE zunächst nur bis Bottrop „hochgefahren“, denn der Abschnitt bis zur Kläranlage Bottrop inklusive der beiden Pumpwerke ist bereits fertig gestellt. Im westlichen Abschnitt bis Dinslaken arbeiten wir derzeit noch sowohl an den letzten drei Kilometern des AKE sowie am letzten AKE-Pumpwerk in Oberhausen. Diese Abschnitte werden zirka 2020 fertig gestellt, so dass der gesamte Kanal mitsamt allen drei Pumpwerken voraussichtlich 2020/2021 in Betrieb gehen kann.

Mit der schrittweisen Inbetriebnahme unseres AKE wird auch der Emscher-Fluss schrittweise sauberer – dies kann sich jedoch über mehrere Monate hinziehen. Es sollte also niemand erwarten, dass die „Köttelbecke“ im Herbst auf Knopfdruck und quasi über Nacht verschwindet…;-)

Der blaue Pfeil kennzeichnet den Abschnitt des AKE zwischen Dortmund und Bottrop, der im Herbst in Betrieb geht - dazu gehören auch die beiden großen Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop. Grafik: EGLV

Der blaue Pfeil kennzeichnet den Abschnitt des AKE zwischen Dortmund und Bottrop, der im Herbst in Betrieb geht – dazu gehören auch die beiden großen Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop (zum Vergrößern bitte anklicken). Grafik: EGLV

 

 

Kommentare

  • Noll Jochen

    Guten Tag,eine tolle Nachricht für die Emscher und unsere Heimat.Meine Frage:Wird man im September,wenn man z.B.in Gelsenkirchen an der alten Betonrinne steht,das Umpumpen merken?Wird dann der alte Kanal schon leerer?
    Mit freundlichem Gruß

    Jochen Noll

    • Ilias Abawi

      Hallo Herr Noll,
      unmittelbar wird man zunächst erst einmal nichts merken. Der Wasserstand der Emscher variiert ja bereits heute je nach Wetterlage sehr stark. Das „Umpumpen“ vollzieht sich eher unbemerkt. Was man nach einigen Monaten aber feststellen wird: Die Emscher wird zunehmend heller und sauberer, was auch zu einer Verringerung der Gerüche führen dürfte. Bis die Emscher in diesem Bereich jedoch komplett abwasserfrei ist, werden noch einige Jahren vergehen. Hier müssen wir an den Nebenläufen u.a. zunächst auch noch die restlichen Abwasserkanäle fertigstellen.
      Mit freundlichen Grüßen,
      Ilias Abawi

  • peter rentfort

    Hallo EGVL,
    darf man als Privatmensch am 24.09.18 zum PW Bottrop kommen um einen Blick ins PW zu werfen?
    Oder ist dies eine erste „Show-Veranstaltung“ mit Alibi-Knopf nur für die Prominenz und die Medien ?

    • Abawi, Ilias

      Hallo Herr Rentfort,
      am 24.9. wird dies aufgrund der hohen Anzahl der bereits anwesenden Menschen leider nicht möglich sein. Wir werden aber in Kürze in Gelsenkirchen einen „Tag des offenen Pumpwerks“ anbieten, wahrscheinlich am 7. Oktober!
      Eine „Show-Veranstaltung“ ist es am 24.9. sicherlich nicht – es wird tatsächlich erstmals Abwasser durch den Kanal und die Pumpen fließen.
      Beste Grüße!

  • M. Schilling

    Sehr geehrter Herr Abawi,
    mit großem Interesse verfolgen wir Anwohner in Dortmund-Mengede Ihr Projekt – IB AKE. Wann können wir mit der Anbindung der bereits fertiggestellten Zuläufe Östricher Graben, Bodelschwingher Graben, Heimanngraben und Nette Bach rechnen?
    Als direkter Anwohner des Östricher Grabens interessiert mich der Termin der Einleitung in den Kanal besonders, da dieser Graben bei Sommerwetter noch extrem stinkt.
    Vielen Dank für Ihre Antworten im Voraus und toll, dass es diesen Blog gibt.
    Mit freundlichen Grüßen
    M. Schilling

    • Ilias Abawi

      Hallo Herr Schilling,
      diese Nebeneinleitungen werden wir voraussichtlich Anfang 2019 an den AKE anschließen. Ich vermute mal, im Januar oder Februar. Wenn Sie sich im Januar nochmal melden würden, werde ich Ihnen das genauer sagen können.
      Beste Grüße!

Schreibe einen Kommentar zu Ilias Abawi Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert