Kunst interpretiert Landschaftswandel

Kunst interpretiert Landschaftswandel

Die internationale Ausstellung Emscherkunst zeigt vom 4. Juni bis zum 18. September 2016 zeitgenössische Werke im Stadt- und Naturraum des Ruhrgebiets.

Ich balanciere in einem kleinen Haselnusshain über einen hölzernen Steg und genieße die Szenerie. Über meinem Kopf wölbt sich ein dichtes Blätterdach. Sanftes grünes Licht breitet sich zwischen den Bäumen aus. Fast wäre die Idylle perfekt…würde die Stille nicht alle paar Sekunden von dem fernen Motorengeräusch schwerer Fahrzeuge durchbrochen. Die Laubkathedrale liegt am Emscher-Radweg in Dortmund-Huckarde – inmitten von Industrie, Hauptverkehrsadern und renaturierter Emscher. Ein spannender Kontrast, den auch die Landschaftsarchitekten von atelier le balto für ihr Projekt „Kunstpause“ genutzt haben. Das Kollektiv erschließt verwilderte innerstädtische Grünräume, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Wir möchten Besucher mit dieser Raumerfahrung beschenken“, so Gründer Marc Pouzol der begeisterten Runde.

Die Kunstpause im Haselnusshain von atelier le balto (rechts: Marc Pouzol, Véronique Faucheur), Foto: Thorsten Arendt

Die Kunstpause im Haselnusshain von atelier le balto (rechts: Marc Pouzol, Véronique Faucheur), Foto: Thorsten Arendt

Gemeinsam mit mir bewundern zahlreiche Akteure der Emscherkunst – Kuratoren, Künstler, Kollegen und Projektmanager – diesen unerwarteten Eingriff in die Landschaft. Wir befinden uns am Vortag der offiziellen Ausstellungseröffnung auf der exklusiven Vorschau einiger Werke. Die Rahmenbedingungen könnten günstiger sein: Noch immer schlaucht das schwül-gewittrige Wetter, und unser Bus kämpft sich tapfer durch den Nachmittagsverkehr des östlichen Ruhrpotts.

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Gleich starten wir auf große Preview-Tour. Los geht´s am Dortmunder U. Foto: Thorsten Arendt

Aber jedes der angefahrenen Kunstobjekte ist die Reise wert! Im Stadthafen Recklinghausen doziert eine monotone Lautsprecherstimme die chemische Zusammensetzung des Emscherwassers. Ein dünner Strahl injiziert Wasser aus dem Rhein-Herne-Kanal in unseren Fluss der Veränderung. „Das gesunde Wasser aus dem Kanal soll den Reinigungsprozess der Emscher symbolisch unterstützen“, erklärt der Künstler Roman Signer. Einige Meter weiter abwärts sprudeln die Fontänen des „Abwasserbrunnens“ der dänischen Künstlergruppe SUPERFLEX in die Emscher. Am Dortmunder Phoenix-See endet unsere Tour. Hier verzaubert uns abschließend der venezianische „Chiosco“ von Benjamin Bergmann – ein traditioneller Souvenirpavillon nach italienischem Vorbild.

Dortmund oder Venedig? Der Chiosco von Benjamin Bergmann. Foto: Roman Mensing

Dortmund oder Venedig? Der Chiosco von Benjamin Bergmann. Foto: Roman Mensing

Unter dem Motto „Entdecke die Kunst – erlebe die Veränderung“ fokussiert die Emscherkunst 2016 den Landschaftsraum zwischen Holzwickede, Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen und Herne. Insgesamt 24 Werke erstrecken sich über einen 50 Kilometer langen Ausstellungsparcours entlang der Emscher. Wer sich die Emscherkunst selber einmal anschauen möchte, findet hier weitere Informationen.

Teaser- und Beitragsbild: Thorsten Arendt

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