Ostereier, Raumschiffe oder Parfümflakons?

Ostereier, Raumschiffe oder Parfümflakons?

Was es mit der Eier-Form unserer Faulbehälter auf sich hat…

Die größten Ostereier der Welt? Nein, nur eine Montage...:-) Foto: Tim Foltin

Die größten Ostereier der Welt? Nein, nur eine Montage…:-) Foto: Tim Foltin

Es ist wieder soweit: Die jährliche Suche nach schönen, bunten Ostereiern geht bald los.

Nach den wohl größten Ostereiern allerdings muss man gar nicht lange suchen: Riesig und nachts blau oder grün beleuchtet stehen sie auf unseren Kläranlagen (in Dortmund-Deusen, Bottrop, Dinslaken, Dortmund-Scharnhorst und Hamm). Was ich meine? Natürlich die Faulbehälter, die ja nicht zu übersehen sind!

Ei-Form sticht ins Auge
Genauso wie sich die Frage stellt, warum wir an Ostern eigentlich ununterbrochen mit Eiern beschäftigt sind, sie bemalen, verstecken, suchen und verschenken (worauf ich jetzt ausnahmsweise einmal nicht näher eingehen werde) ist wohl genauso interessant, warum unsere Faulbehälter auf den Kläranlagen eigentlich diese Ei-Form haben. Denn die sticht ja direkt ins Auge.

Ja, diese Optik fällt direkt auf und macht immer wieder gerne Fotografen auf sich aufmerksam.

Die Deusener Eier in Dortmund. Foto: Emschergenossenschaft

Die Deusener Eier in Dortmund. Foto: Emschergenossenschaft

Kein Wunder, erinnern die Faulbehälter doch, wenn sie hell in der Dunkelheit leuchten, ein bisschen an eine Raumschiffstation. Zu Ostern verwandeln sie sich in überdimensionale Ostereier. Und ist man mit seiner Nase nicht gerade auf einer Kläranlage, sondern ganz weit weg, könnte man glatt an einen ziemlich großen Parfümflakon denken.

Parfümflakons?
Nun, Parfüm jedoch ist in den Behältern keineswegs zu finden, auch wenn das das Geruchserlebnis auf einer Kläranlage bestimmt wesentlich angenehmer gestalten könnte.

Nein, tatsächlich befindet sich in den Faulbehältern Schlamm. Schlamm, der bei der Abwasserklärung gewonnen wird. Bei der Behandlung des Schlamms wird Methan-haltiges Faulgas gewonnen, woraus letztendlich Energie entsteht.

Es ist wieder soweit: Die jährliche Suche nach schönen, bunten Ostereiern geht bald los.

Die Bottroper Eier. Foto: Ilias Abawi

Was aber passiert eigentlich mit dem Schlamm in den Faulbehältern, die so viele unterschiedliche Assoziationen bei uns erzeugen?

Er wird dort erhitzt und umgewälzt, damit der Faulprozess beschleunigt werden kann.

Wie der Kuchenteig in einer Schüssel wird der Schlamm von einem riesigen Schraubenschaufler von oben nach unten gerührt. Durch die Ei-Form wird dafür nur ein Schaufler benötigt, was natürlich Kosten spart. Da haben wir also schon den ersten Grund. Außerdem kann in der typischen Ei-Form die Umwälzung eine gleichmäßige Temperaturverteilung erzeugen, sodass sich kein Schlamm ablagert.

Das zeigt: Die Gestaltung der Faulbehälter in Ei-Form hat vor allem wirtschaftliche Gründe.

Stabile Bauweise
Und dazu zählt auch, dass es aufgrund der Form möglich war, die Faultürme sehr, sehr hoch zu bauen, ohne sie dafür tief in die Erde lassen zu müssen. Denn die Ei-Form ließ sich von Rissbildungen bei Bergsenkungen, wie sie ja früher vor allem auch in der Emscher-Region vorkamen, nicht so schnell aus der Ruhe bringen und konnte standhaft bleiben. Auch dadurch wurden so einige Kosten eingespart.

Die Scharnhorster Eier in Dortmund. Foto: Lippeverband

Die Scharnhorster Eier in Dortmund. Foto: Lippeverband

Aber natürlich hatte das Ganze auch optische Gründe. Denn in den 50-er Jahren gab es inzwischen die technischen Möglichkeiten, Schaltungen für solche Formen zu planen und dann auch tatsächlich einzusetzen. Und das nutzte man natürlich direkt aus. Heute geht es beim Bau eines neuen Faulturms vor allem auch darum, das Landschaftsbild zu berücksichtigen.

Und wenn man ein wenig seine Fantasie spielen lässt, machen geheimnisvoll leuchtende Raumschiffstationen, riesige Parfümflakons oder eben überdimensionale Ostereier das Landschaftsbild doch auch gleich ein klein wenig aufregender…