Wie Regen- von Abwasser getrennt wird

Wie Regen- von Abwasser getrennt wird

Die „Technik“ ist eigentlich simpel und „untechnisch“…

Für Stauraumkanäle werden gewaltige Rohre verlegt. Fotos: Rupert Oberhäuser/Emschergenossenschaft

Der Abwasserkanal Emscher ist das Herzstück des Emscher-Umbaus. Ohne ihn wäre eine Renaturierung undenkbar. Im Gegensatz zu diesem gigantischen, auch „Emscherschnellweg unter Tage“ genannten Schmutzwassersammler gerät ein weiteres enorm wichtiges Kanalbauprojekt in Castrop-Rauxel fast schon in Vergessenheit: der Stauraumkanal Industriestraße. Dessen Dimensionen sind nicht weniger beeindruckend.

Der Stauraumkanal Industriestraße ist eine gewaltige Regenwasserbehandlungsanlage. Davon besitzen sowohl die Emschergenossenschaft als auch der Lippeverband einige in der Region. So eine  Anlage dient der Trennung von sauberem Regenwasser von schmutzigem Abwasser. Im Stauraumkanal wird in starken Regenfällen das Mischwasser zunächst „angehalten“ und beruhigt. Dabei kommt das physikalische Gesetz der Schwerkraft zum Tragen: Die schwereren Schmutzsedimente setzen sich nach unten ab und können gedrosselt durch eine Ableitung in den Abwasserkanal transportiert werden.

Das oben schwimmende weitestgehend saubere und nicht-klärpflichtige Regenwasser dagegen kann nach Erreichen einer bestimmten Menge und Höhe über fünf insgesamt 18 Meter sogenannte Schwellen und einen zehn Meter langen Entlastungskanal ins Gewässer „schwappen“. Auf diese Weise erhält etwa beim Beispiel Stauraumkanal Industriestraße der Fluss Emscher sauberes Wasser, während der unterirdische Abwasserkanal Emscher und insbesondere die Kläranlagen entlastet werden.

Schon 1200 Meter verlegt
Der Stauraumkanal Industriestraße ist insgesamt 4,5 Kilometer lang, verläuft überwiegend nördlich der Emscher und hat ein Fassungsvolumen von 16.000 Kubikmetern. Verlegt wird der Stauraumkanal von der Emschergenossenschaft in einer Tiefenlage von zwölf bis 18 Metern. Der Innendurchmesser des Kanals reicht von 1,60 Meter bis 2,40 Meter. Bislang sind bereits rund 1200 Meter des Stauraumkanals verlegt worden. Dafür wurden mehr als 320 Kanalrohrelemente mit einem Gesamtgewicht von zirka 8800 Tonnen verbaut.

Auch für Stauraumkanäle müssen erst einmal riesige Baugruben erstellt werden.

Inklusive aller südlichen Einleitungen sind 46 Schächte für den Stauraumkanal notwendig, davon 30 entlang der Haupttrasse. Der Stauraumkanal Industriestraße nimmt zwölf Einleitungen auf, die aus dem Süden kommen und dafür an neun Stellen die Emscher kreuzen bzw. unterqueren müssen. Insgesamt gibt es 22 sogenannte Abwasserübernahmepunkte. Die Entlastung in die Emscher erfolgt im Bereich der Industriestraße (daher auch der Name des Stauraumkanals) westlich des Wasserkreuzes und östlich des Suderwicher Baches, wobei das Entlastungsbauwerk teilweise auf der Grenze zu Recklinghausen liegt.

Die Kosten für den Stauraumkanals Industriestraße belaufen sich auf zirka 53 Millionen Euro. Der Bau ist ein Teil des 423-Millionen-Euro-Auftrages, den die Emschergenossenschaft im Januar 2012 an die Firma Wayss & Freytag vergeben hat. Dieser Auftrag beinhaltet neben dem Stauraumkanal Industriestraße auch den Bau des 35 Kilometer langen Abwasserkanals Emscher zwischen Dortmund und Bottrop. Es ist der größte Einzelauftrag in der Geschichte der Emschergenossenschaft.

Wie das Gesamtsystem Abwasserkanal Emscher soll auch der Stauraumkanal Industriestraße nach 2017 in Betrieb gehen.

Kommentare

  • Hubert Schoppen

    Ich wohne seit 60 Jahren im Essener Norden und bewundere immer wieder die Arbeiten der Renaturierung der Bäche die zur Emscher fließen. Wenn nicht der Eine oder Andere Bach fertig wäre könnte ich mir nicht vorstellen wie es in Kürze hier aussehen wird. Es war auch für mich nicht zu verstehen, wenn mein Vater (*1905) von einem Strandbad an der Emscher, dass sich wohl zwischen Altenessen und Karnap befand, erzählte. Ich freue mich schon auf die Fertigstellung, um meine Freizeit in der Natur zu genießen.
    Ich wünsche ihnen ein Gutes Gelingen.
    Hubert Schoppen

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