Ist die Köttelbecke ein Denkmal?

Ist die Köttelbecke ein Denkmal?

Wieso es sinnvoll ist, Teile des Betonkorsetts zu erhalten.

Um den Berne-Abschnitt hinter dieser Brücke an der Ebelstraße geht es. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Wer am vergangenen Wochenende den Bottroper Lokalteil der WAZ gelesen hat, wird entweder den Kopf geschüttelt oder aus Zustimmung mit dem selbigen genickt haben: Der Deutsche Werkbund und der Verein Emscher-Freunde haben vorgeschlagen, Teile der noch zu renaturierenden Berne in Bottrop-Ebel als Denkmal zu erhalten. Freilich ohne Abwasser, das wird ja unter die Erde verbannt, sobald wir den neuen unterirdischen Abwasserkanal gebaut und in Betrieb genommen haben. Mit sauberem Wasser, aber im altbekannten Betonkorsett soll der Berne-Unterlauf auch künftig noch an die Köttelbecke erinnern.

Die Bezirksvertretung im Bottroper Süden hat laut WAZ einstimmig auf diese Idee reagiert – man findet die Idee sehr gut! Und auch wir, die Emschergenossenschaft, können dem Plan durchaus etwas abgewinnen. Aber natürlich gibt es in der Öffentlichkeit auch andere Meinungen, die der Meinung sind, die baldige Ex-Köttelbecke sei keinesfalls denkmaltauglich. Daher an dieser Stelle einige Gedanken, wieso es sich doch lohnt, die Erinnerung an die offenen Schmutzwasserläufe wachzuhalten.

Im Grunde genommen geht es uns vorrangig um den Aspekt Naturschutz und Umweltbewusstsein. Doch wie will man künftigen Kindern und Jugendlichen veranschaulichen, mit welchem Aufwand dieses neue Stück Natur in der Emscherregion gestaltet wurde. Mit einem Investitionsvolumen von 4,5 Milliarden Euro holt die Emschergenossenschaft Natur und Leben zurück an die aktuell meist toten Gewässer. Davon wird man, ist das Projekt erst einmal beendet, jedoch nicht mehr viel sehen. Und genau das ist das Problem.

Im Raum Dortmund, wo die Emscher bereits abwasserfrei und renaturiert ist, erinnert nichts mehr daran, dass der Fluss einmal ein offener Abwasserkanal war. Folglich fällt es auch uns schwer, Schulklassen dort zu erklären, wieso dieses neugewonnene Naturgebiet schätzens- und schützenswert ist. Erzählungen von der einstigen Betonrinne bringen uns nicht viel weiter. Was uns in Dortmund am Emscher-Oberlauf fehlt, ist ein Teil der alten Köttelbecke, die den heutigen Kindern und Jugendlichen verdeutlicht, welchen Gewinn für die Lebensqualität, aber auch für die Naturvielfalt, der Emscher-Umbau eigentlich bedeutet.

Das Abwasser verschwindet unter die Erde, aber das Betonkorsett könnte (in Teilen) als Denkmal erhalten bleiben. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Als die Emscher-Freunde und der Werkbund die Denkmalschutz-Idee für die Berne hatten, erkannten wir eine Chance, künftigen Generationen, die (glücklicherweise) nur noch mit blauen Emschergewässern und grünen Ufern aufwachsen werden, zu zeigen, wie weit über 100 Jahre lang Abwasserregion in unserer Metropolregion ausgesehen hat. Im Rahmen der Bildungsarbeit ist dies von ganz erheblicher Bedeutung. Davon werden vor allem Schulen profitieren können!

Was halten Sie von der Idee, Teile der Köttelbecke als Denkmal zu erhalten? Diskutieren Sie mit uns!

Kommentare

  • Peter Siebeneichner

    Mit dieser Idee wird an einer der am besten geeigneten Stellen der Berne ein Denkmalschutz der besonderen Art umgesetzt: Häufig ist es Bottrop-Ebel, wo ich als Reisender in Sachen Ruhrgebiet und Fotografie Station mache. Hier kann ich in ganz besonderer Weise spüren, welche Bedeutung das Medium Wasser – egal, ob als Trinkwasser, Brauchwasser oder Abwasser – für die Industrie dieser Region hatte und noch hat. Die Konstruktion des schnell (ab-)leitenden Betonflussbetts ist gegenüber vom BernePark und bis zur Mündung der Berne in die Emscher gut einsehbar und erklärt die historische Bedeutung im Kontext der ehemaligen Kläranlage fast von selbst.

    Nach Abschluss aller Baumaßnahmen würde ich mir wünschen, dass der Zugang (z.B. im Mündungsbereich) durch eine Erweiterung des Weges ein wenig dichter möglich wird. Das könnte mit einer Dokumentationstafel (besser allerdings mit einer interaktiven Auseinandersetzung, evtl. innerhalb des BerneParks, um mehr vor Vandalismus zu schützen) verbunden werden. Mehr Mut zu dieser Art Denkmalschutz, das ist lobenswert!

  • Julia

    Ich war gerade tatsächlich etwas geschockt, als ich gelesen habe, dass es noch oberirdische Abwasserkanäle gibt. – Wieder was dazu gelernt.
    Ich kenne die Gegend zwar überhaupt nicht, aber so wie ich mich gerade tatsächlich gewundert habe, dass es sowas noch gibt, finde ich dann schon, dass es ein Denkmal wert wäre. Den Menschen in Erinnerung zu rufen oder zu halten, was es so noch „unvorstellbares“ hier in der Gegend gibt, sollte nicht so leicht zu vergessen sein.

    Denk Denkmal-Gedanken an der Situation finde ich daher sehr schön, ich beschäftige mich aber auch hauptsächlich mit Denkmälern, daher bin ich sehr oft einfach pro-Denkmal eingestellt. Aber gerade ein solches Denkmal, dass es nicht wie Sand am Meer gibt, finde ich sehr spannend. – Und ehrlich gesagt sogar eine Reise wert. Ich habe tatsächlich gerade geschaut, wie ich wohl am ehesten in die Bottroper Gegend komme 😉

    Beste Grüße
    Julia

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