Auszeichnung in Gold (!) für den Emscher-Umbau

Auszeichnung in Gold (!) für den Emscher-Umbau

Die Emschergenossenschaft freut sich über eine besondere Ehre.Für die Planung und den Bau des unterirdischen Abwasserkanals Emscher im Bereich zwischen Dortmund und Bottrop erhält unser Wasserwirtschaftsverband den Branchenpreis „GSTT-Award 2015“ in Gold (!). Vergeben wird die Auszeichnung in der kommenden Woche in Berlin von der „German Society for Trenchless Technology e.V.“ (GSTT) für bedeutende Rohrvortriebsprojekte, die in sogenannter grabenloser Bauweise umgesetzt werden. Der nun gewürdigte Abschnitt des Abwasserkanals Emscher entsteht auf einer Länge von 35 Kilometern und wird zur Schonung der Anwohner in geschlossener Bauweise, d.h. unterirdisch vorgetrieben. Oberirdisch sind nur die Start- und Zielgruben zu sehen, dazwischen wird der Abwasserkanal in Längen bis zu 1200 Meter vorgepresst – und das in Tiefenlagen um die 35 Meter!

Tausende Kanalrohre werden für den AKE verlegt. Gefertigt werden sie in Gelsenkirchen. Foto: Rupert Oberhäuser/Emschergenossenschaft

Die nun von der GSTT ausgezeichnete Trasse des Abwasserkanals beginnt im Dortmunder Nordwesten und reicht über Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne, Herten, Gelsenkirchen und Essen bis nach Bottrop. Mit einer Länge von 35 Kilometern ist dieser Abschnitt das flächenmäßig größte Einzelprojekt im Rahmen des Emscher-Umbaus. Die Emschergenossenschaft investiert allein in dieses Projekt 423 Millionen Euro – das Gesamtprojekt Emscher-Umbau hat ein Investitionsvolumen von 4,5 Milliarden Euro.

Allein schon wegen der Größendimension und der Parallelität der Bauaktivitäten hat das Projekt „Abwasserkanal Emscher – Bauabschnitt 30“ laut GSTT die Auszeichnung verdient. So wird der Kanalstrang nicht von Dortmund beginnend der Reihe nach bis nach Bottrop verlegt, sondern es laufen zeitgleich in mehreren Städten Baustellen und lassen den Kanal immer weiter wachsen. „Der Abwasserkanal Emscher ist die Voraussetzung für eine moderne wasserwirtschaftliche Infrastruktur im Revier. Er steht symbolisch für den Strukturwandel in der Region, den der Emscher-Umbau mit sich bringt“, sagt Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Entlang der Emscher, hier in Essen-Karnap, entsteht der unterirdische Abwasserkanal. Foto: Henning Maier-Jantzen, Emschergenossenschaft.

Der erste Rohrvortrieb hat im September 2012 in Dortmund begonnen, mittlerweile wurden schon rund 40 Kilometer verlegt. Insgesamt ist der Abwasserkanal Emscher von Dortmund bis Dinslaken 51 Kilometer lang.

Doch der Bauabschnitt 30 des Abwasserkanals Emscher (der von Dortmund bis Bottrop von der Firma Wayss & Freytag gebaut wird) sticht nicht nur aufgrund seiner besonderen Längendimension hervor, sondern auch wegen einer weiteren logistischen Lösung: Die Rohre für den Kanal werden vor Ort in der Region produziert, in einem eigens für dieses Projekt gebaute Rohrwerk in Gelsenkirchen-Schalke!

Der Abwasserkanal Emscher, wegen seiner parallelen Lage zur A 42 auch „Emscherschnellweg unter Tage“ genannt, ist das Herzstück des Emscher-Umbaus. Er besteht aus Stahlbeton-Kanalrohren mit Innendurchmessern zwischen 1,60 und 2,80 Meter. Einmal in Betrieb genommen wird der Abwasserkanal trennen, was nicht zusammen gehört: Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen in und durch die Emscher fließen, das Abwasser dagegen unterirdisch im Kanal transportiert. Das ehemalige Kohlenrevier, der „Pott“, erhält damit eine moderne wasserwirtschaftliche Infrastruktur.

Hintergrund: Die Emschergenossenschaft und der Emscher-Umbau
Die Emschergenossenschaft wurde 1899 in Bochum gegründet. Ihre Aufgaben sind seitdem unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Wegen der durch den Bergbau verursachten Erdsenkungen im Ruhrgebiet sind unterirdische Kanäle früher nicht möglich gewesen, da sie bei Bergsenkungen beschädigt worden wären. Daher wurden die Emscher als zentraler Fluss des Ruhrgebiets und ihre Nebenbäche als offene Schmutzwasserläufe verwendet.

Seit Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre hat sich die Lage jedoch geändert. Nach der Nordwanderung des Bergbaus sind auch keine Bergsenkungen mehr zu befürchten, so dass nun auch unterirdische Abwasserkanäle gebaut werden können. Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft den Emscher-Umbau um. Jedes Gewässer erhält ein unterirdisches Pendant, durch das die Abwässer zu den Kläranlagen abgeleitet werden. Die oberirdischen Bäche sind damit abwasserfrei und können anschließend naturnah umgebaut werden: Die Betonsohlschalen werden entfernt, die Böschungen weiter und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zulässt, erhalten die einst technisch begradigten Flüsse wieder einen kurvenreicheren Verlauf.

2020 soll der gesamte Fluss abwasserfrei sein. Foto: Emschergenossenschaft

Der Emscher-Umbau dauert bis 2020. Über einen Zeitraum von 30 Jahren investiert die Emschergenossenschaft insgesamt 4,5 Milliarden Euro. Seit Beginn der 90er-Jahre wurden bis heute bereits rund drei Milliarden Euro ausgegeben. Rund 290 von insgesamt 400 Kanalkilometern sind bislang verlegt worden, knapp 130 von 350 Kilometern an Gewässerläufen wurden schon ökologisch verbessert.

Die GSTT
„No Dig – warum Gräben aufreißen, wenn es bessere Lösungen gibt!“ – So lautet das Motto der GSTT („German Society for Trenchless Technology e.V.“ – Deutsche Gesellschaft für grabenlose Technologie). Die GSTT fördert das ökologisch und ökonomisch beispielhafte grabenlose Bauen und Instandhalten von Erdleitungen aller Art, darunter zum Beispiel Leitungen für Abwasser, Gas, Fernwärme, Frischwasser, Telekommunikation, Strom etc. Ziel ist die Profilierung und kontinuierliche Verbreitung dieser modernen und seit über 30 Jahren weltweit bewährten Bautechnologie gemeinsam mit internationalen Partnern zum Wohl der Bevölkerung und der Umwelt.

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