Emscher-Umbau – Ein Großprojekt hält Kurs
Was macht ein erfolgreiches Großprojekt aus? Wie hält man Kosten- und Zeitpläne bei einem Generationenprojekt ein? Wieso darf man bestimmte Aufgaben nicht aus der Hand geben?
Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich heute ein Themenabend in der Landesvertretung des Landes NRW rund um den Emscher-Umbau.
EMSCHERGENOSSENSCHAFT und das NRW-Bauministerium informieren rund um das erfolgreiche Großprojekt – das auch nach über 20 Jahren immer noch im Kosten- und Zeitplan ist. Neben dem Vorstandsvorsitzenden der EMSCHERGENOSSENSCHAFT, Dr. Jochen Stemplewski werden auch NRW-Bauminister Michael Groschek und die Bundesbauministerin Barbara Hendricks den geladenen Parlamentariern Rede und Antwort stehen.
Zum Hintergrund:
Die Emschergenossenschaft wurde 1899 in Bochum als Deutschlands erster Wasserwirtschaftsverband gegründet. Ihre Aufgaben sind seitdem unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Wegen der durch den Bergbau verursachten Erdsenkungen im mittleren Ruhrgebiet sind unterirdische Kanäle früher nicht möglich gewesen, da sie bei Bergsenkungen beschädigt worden wären. Daher wurden die Emscher als zentraler Fluss des Ruhrgebiets und ihre Nebenbäche als offene Schmutzwasserläufe verwendet.
Seit Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre hat sich die Lage jedoch geändert. Nach der Nordwanderung des Bergbaus sind auch keine Bergsenkungen mehr zu befürchten, so dass nun auch unterirdische Abwasserkanäle gebaut werden können. Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft den Emscher-Umbau um. Jedes Gewässer erhält ein unterirdisches Pendant, durch das die Abwässer zu den Kläranlagen abgeleitet werden. Die oberirdischen Bäche sind damit abwasserfrei und können anschließend naturnah umgebaut werden: Die Betonsohlschalen werden entfernt, die Böschungen weiter und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zulässt, erhalten die einst technisch begradigten Flüsse wieder einen kurvenreicheren Verlauf.
Der Emscher-Umbau dauert bis 2020. Über einen Zeitraum von rund 30 Jahren investiert die Emschergenossenschaft insgesamt 4,5 Milliarden Euro. Seit Beginn der 90er-Jahre wurden bis heute rund drei Milliarden Euro ausgegeben. Rund 290 von 400 Kanalkilometern sind bislang verlegt worden, knapp 130 von 350 Kilometern an Gewässerläufen wurden schon ökologisch verbessert. Der Oberlauf der Emscher und ihre Nebenläufe in Dortmund sind bereits seit Anfang 2010 auf einer Länge von etwa 24 Kilometer komplett abwasserfrei – und heute weitestgehend bereits renaturiert, ebenso auch die früheren Emscher-Arme Alte Emscher und Kleine Emscher im Raum Duisburg.
Zum Emscher-System gehören folgende Städte: Holzwickede, Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne, Herten, Gelsenkirchen, Gladbeck Bochum, Essen, Mülheim, Bottrop, Oberhausen, Duisburg und Dinslaken.
Das Herzstück des Emscher-Umbaus ist der Abwasserkanal Emscher (AKE), der nach 2017 das Schmutzwasser aus den Zuflusskanälen aufnimmt. Der Spatenstich für den AKE ist im September 2009 erfolgt, derzeit läuft der Hauptbau. 51 Kilometer lang wird er sein und von Dortmund bis nach Dinslaken führen. Der Abwasserkanal wird aus Stahlbeton-Kanalrohren mit Innendurchmessern zwischen 1,60 und 2,80 Meter bestehen. In zehn bis 40 Metern Tiefe fließt das Abwasser mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometern in der Stunde. Einmal in Betrieb genommen wird der Abwasserkanal trennen, was nicht zusammen gehört: Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen in und durch die Emscher fließen, das Abwasser dagegen unterirdisch im Kanal transportiert.
Foto: Emschergenossenschaft/Rupert Oberhäuser