Als Ingenieurin auf einer der größten Tiefbaustellen Deutschlands
„Kein Tag ist wie der andere!“ - darin liegt für Ingenieurin Simone Kern der größte Reiz ihrer Arbeit. Sie ist Projektleiterin bei der Emschergenossenschaft für eine der beeindruckendsten Tiefbaubaustellen, die sich mitten im Ballungsraum Ruhrgebiet befindet: Das Pumpwerk Oberhausen, alles im allem ein 60-Millionen-Euro Projekt! Nach dem Spatenstich wird hier ein über 40 Meter tiefes und 46 Meter breites gigantisches Loch entstehen, aus dem in den kommenden Jahren ein Pumpwerk der Superlative wachsen wird. Auf der Baustelle ist sie als Frau und Ingenieurin immer noch die Ausnahme, aber negative Erfahrungen in dieser männerdominierten Welt hat sie nie gemacht.
Morgen ist wieder „Girls´ Day“ – der Mädchen-Zukunftstag – und damit genau der richtige Zeitpunkt, um eine Frau in einem männlich geprägten Beruf nach ihren Erfahrungen und Tipps für junge Frauen zu befragen …
Aufs Bauchgefühl hören bei der Entscheidung für ein Studium
Seit 2003 ist Simone Kern bei der Emschergenossenschaft. „Ich hatte schon immer einen Hang zu technischen Berufen, in der Schule haben mir Naturwissenschaften echt viel Spaß gemacht, meine Eltern sind auch beide Ingenieure und erst wollte ich sogar Chemie studieren“, erzählt die 39-Jährige. „Dann fand ich heraus, dass ich im Wasserwirtschaftsstudium alle meine Interessen für Mathe, Bio, Chemie perfekt verbinden kann. Ich kann nur empfehlen, sich auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen und den eigenen Weg zu suchen, auch wenn es manchmal länger dauert.“ Aus heutiger Sicht empfiehlt sie jungen Frauen, die sich für ein technisches Studium entscheiden, auf keinen Fall Angst vor fünf Jahren Studium zu haben und besser einen Master als nur den Bachelor zu machen. Und: „Seht das Studium nicht als Sackgasse, das ist erst die Grundlage und dann kommt noch so viel an möglichen Wegen und Abzweigen, die ihr gehen könnt!“
Nach ihrem Studium der Wasserwirtschaft in Dresden (50 % Bauingenieur, 50 % Verfahrenstechnik) und ihrer Diplomarbeit in den USA ging es zuerst als wissenschaftliche Mitarbeiterin für ein deutsch-chinesisches Projekt an die Universität Essen. Schon nach einem Jahr wurde sie dem Technischen Vorstand bei Emschergenossenschaft/Lippeverband als Referentin empfohlen. Gefragt nach ihrer größten Herausforderung im bisherigen Berufsleben: „Das war der Sprung von der langjährigen Referententätigkeit hin zur Projektleiterin im Ingenieursbereich im eigenen Haus. Aber es hat sich gelohnt – ich liebe es, über lange Zeiträume die Komplexität einer so großen Planungs- und Bautätigkeit im Auge zu behalten!“ Seit 2008 ist Simone Kern, natürlich in einem Team mit mehreren Kolleginnen und Kollegen, Projektleiterin für große Bauvorhaben der Verbände. Ein sehr vielfältiger Beruf, der nicht nur die Projektorganisation sowie Kosten- und Terminkontrolle beinhaltet: „Die Vorstellung des Projekts vor Behörden, aber auch vor den betroffenen Bürgern vor Ort, das gemeinsame Erarbeiten von neuen Lösungen mit den Ingenieurbüros, wenn wir umplanen müssen – das ist alles sehr abwechslungsreich. Ich mag es, wenn es ein bisschen stressig wird“, meint sie.
Seit einigen Jahren gehört zu diesem Gesamtpaket auch noch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, denn Simone Kern ist Mutter eines kleinen Sohnes. Seine Erziehung teilt sie sich mit ihrem Mann – der auch Ingenieur ist.