Parade der schrillen Örtchen
Noch bis zum 18. September huldigt unsere kostenlose Ausstellung „Besetzt!“ vor dem Museum Strom und Leben in Recklinghausen der Sanitärkultur.
Zu mobilen Chemietoiletten habe ich seit jeher ein gespaltenes Verhältnis. Meine einzige positive Erinnerung an diese abartigen Aborte blieb bislang das Erleben eines Open Air-Konzertes von Guns ´N Roses 1992 auf dem Dach eines Dixies. Ich meide diese Dinger sonst wie die Pest.
„Besetzt!“ zeigt, dass die kleinen Klos aber durchaus auch spannend sein können: In 20 Häuschen verbergen sich überraschende, intime, skurrile, informative und garantiert geruchsfreie Installationen.
Schon hinter der Tür der ersten Kunststoffzelle steckt das nackte Grauen. Moosgrüne Klobrillenschoner?! Eine unverzeiliche Sanitärsünde. Gott sei Dank sind diese in Badezimmern mittlerweile nahezu ausgestorben. Wie ein privater Kinosaal mutet das Filmklo an. Im Hintergrund läuft die Tonspur von „The Big Lebowski“. Großartiger Streifen! Nur die Bedeutung der Toilette hatte ich nicht mehr so wirklich auf dem Schirm. Ziemlich authentisch ist auch das Rock:Klo. Passionierte Festivalbesucher werden wissen, wovon ich rede.
Aber auch ernsthaftere Themen stehen im Fokus der Ausstellung: Wer sorgt eigentlich dafür, dass unser Abwasser sauber wird? Und wie erledigen andere Länder der Welt ihr Geschäft?
Mehr soll an dieser Stelle auch nicht verraten werden. Besuchen Sie die Ausstellung doch selber einmal. Es lohnt sich auf jeden Fall! Einen Blick empfehlen wir auch auf die Bildersammlung von Thomas Nowaczyk. Der Fotograf hat Dixie-Klos an Orten fotografiert, an denen sie nach ihrer Nutzung einfach vergessen wurden.