Macht der Emscher-Umbau gesund?
Konferenz „Potenziale für Gesundheit durch das Generationenprojekt Emscher-Umbau“
Dass die Umgestaltung des Emscher-Systems einen unmittelbaren, positiven Einfluss auf Mensch und Umwelt hat, ist keine neue Erkenntnis. Bereits der erste Umbau des Emscher-Systems zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand im Zeichen der Gesundheit. Damals wurde durch eine schnelle Entsorgung des Abwassers verhindert, dass sich Krankheiten wie Typhus und Cholera weiter verbreiten konnten. Nun ist der zweite Emscher-Umbau auf der Zielgeraden – Grund genug, sich mit dem Einfluss zu beschäftigten, den das Generationenprojekt heute auf unsere Gesundheit hat. Dieser Frage ging die Konferenz „Potenziale für Gesundheit durch das Generationenprojekt Emscher-Umbau“ im Essener ChorForum nach, die wir zusammen mit der Universitätsallianz Ruhr veranstaltet haben.
Städte müssen für den Menschen „funktionieren“
Bei den hochrangigen Gast-Vorträgen der britischen Professoren Hugh Barton und Michael Depledge sowie in Workshops und einer Podiumsdiskussion wurde ein Blick über den Tellerrand hinaus gewagt und das große Ganze betrachtet. Hugh Barton, Stadtplaner und Professor für Planung, Gesundheit und Nachhaltigkeit an der Universität Bristol, hat in den frühen achtziger Jahren das Urban Centre for Appropriate Technology/Sustainable Energy gegründet. In seinem Vortrag „Towards a City of Well-being“ stellte er heraus, dass Stadtplanung und Gesundheit in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen.
Das Lebens- bzw. Wohnumfeld spielt für den Menschen eine große Rolle. In Neubau-Wohngegenden ohne wirtschaftliche Infrastruktur gibt es keine „Ziele“, die man zu Fuß erreichen kann – also bewegen sich die Menschen auch deutlich weniger, was wiederum schlecht für das Wohlbefinden ist. Wenn die Infrastruktur stimmt, sieht das ganz anders aus – wie beispielsweise in Kopenhagen, hier nutzen rund 40 Prozent der Bevölkerung die gut ausgebauten Radwege für den Weg zur Arbeit . Sein Fazit: Eine gute Stadtplanung sollte interdisziplinär gedacht werden und sich über politische und ökonomische Interessen hinwegsetzen. Die Struktur von Städten muss für den Menschen „funktionieren“, ein gutes Umfeld und gute Erreichbarkeiten bieten – so kann sie letztendlich auch die mentale und körperliche Gesundheit unterstützen.
Gesundheit und Wohlbefinden werden vom Umfeld beeinflusst
Professor Michael Depledge, Meeresbiologe und Ökotoxikologe, hat sich schon früh interdisziplinär aufgestellt. Er forschte zur Umweltmedizin an der Universität Hongkong, gründete den ersten Lehrstuhl für Meeresbiologie und Ökotoxikologie in Dänemark und ist Gründungsdirektor des Environmental Research Center an der Universität von Plymouth. Seine These: Unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Umwelt, in der wir leben.
Ein „gesundes Leben“ zu führen, wird immer schwieriger. Faktoren wie Klimawandel, Umweltkatastrophen, Chemie und Arzneimittel haben die Lebensumstände des Menschen in den letzten 100 Jahren extrem verändert. Beispielsweise wird die Bevölkerung immer älter, das bedeutet, dass der Arzneimittelkonsum steigt – dies führt unter anderem auch zu Problemen in der Abwasserreinigung. Ein Thema, mit dem wir uns aktuell auch im Projekt „Essen macht’s klar“ beschäftigen.
Auch Professor Depledge betrachtet den interdisziplinären Ansatz bei der Lösung der Probleme und der Verbesserung des Umfeldes als elementar. Um Gesundheit und Wohlbefinden zu gewährleisten, müssen die städtebaulichen Voraussetzungen geschaffen werden. Sein „rezeptfreier“ Therapie-Tipp zum Schluss: Täglich 30 Minuten in der Natur haben einen enormen positiven Einfluss auf Körper und Geist.
Das Neue Emschertal macht gesund!
Wenn wir nun angesichts dieser beiden Thesen den Blick zurück ins Neue Emschertal lenken, so ist die Beseitigung der offenen Schmutzwasserläufe selbstverständlich ein unmittelbarer Beitrag zur Gesundheit der Menschen. Aber auch mit unserem Radwegenetz entlang unserer Gewässer, dem PhoenixSee, dem BernePark oder dem Hof Emschermündung bieten wir zahlreiche Optionen für eine aktive Freizeitgestaltung und helfen so letztendlich auch hier dabei mit, Gesundheit und Wohlbefinden zu verbessern.