Allein unter Männern? Die Industriemechanikerin Clarissa Franz
Clarissa Franz ist bei der Emschergenossenschaft im 2. Ausbildungsjahr zur Industriemechanikerin – damit ist sie in ihrer Familie „das schwarze Schaf“, wie die 19-Jährige lachend sagt. Doch wer jetzt denkt, dass die junge Frau eher Friseurin, Verkäuferin oder Sekretärin werden sollte (um mal alle Klischees typischer Frauenberufe zu bedienen), der irrt. Denn nicht nur Clarissas Vater, sondern auch beide Brüder sind Elektriker – ebenfalls bei der Emschergenossenschaft! „Wir sind fast schon so etwas wie ein kleines Unternehmen, aber Elektrikerin war nicht so mein Ding“, meint die junge Azubi, und: „Klar, es lag mir schon ein bisschen im Blut, eine technische Ausbildung zu machen.“
Erste „Schnupperstunden“ bei der Emschergenossenschaft durch Ferienarbeit, Praktikum und auch die Teilnahme am Girls´ Day 2010 überzeugten Clarissa Franz letzten Endes, dass der Beruf der Industriemechanikerin das richtige für sie ist: Und deshalb ist sie jetzt eine von aktuell sieben Azubis im Bereich Instandhaltung auf der ZSB (Zentrale Schlammbehandlung) an der Kläranlage Bottrop – die einzige Frau in dieser Lehrwerkstatt.
Allein unter Männern fühlt sie sich aber nicht: „Wir haben hier Spaß, ich werde respektiert und wir sind eine gute Teamgemeinschaft, natürlich helfen wir uns gegenseitig.“ Vorteile hat das Arbeiten mit nur männlichen Kollegen natürlich auch: „Hier gibt es keine Zickenkrieg und den etwas rauheren Ton bin ich von meinen älteren Brüdern gewohnt.“ Ausbilder Stefan Schäffer und Meister Christoph Harms legen aber Wert darauf, dass aus dem „rauh“ nicht „roh“ wird und sind froh darüber, eine junge Frau mit im Team zu haben! Vorbehalte im Freundes- und Familienkreis von Clarissa Franz gab es aber keine bis wenig, nur einige Aufklärungsarbeit über ihren Arbeitsplatz auf der Kläranlage musste sie betreiben: „Viele denken, dass ich in der Scheiße wühle – aber das ist natürlich Quatsch.“
Feilen, Sägen, Bohren stand im ersten Lehrjahr vor allem auf dem Programm – Arbeiten an der Drehbank, an der Fräse. Am liebsten aber ist Clarissa Franz im Team mit zwei Gesellen und ein bis zwei Azubis im Verbandsgebiet von Emscher und Lippe unterwegs zur Wartung: „Ich mag es total gerne, draußen zu sein und könnte mir eine Arbeit nur im Büro gar nicht vorstellen.“
Genug Arbeit ist auf den zahlreichen Kläranlagen, an Regenrückhaltebecken und Pumpwerken im Einsatzgebiet der Abteilung IN-21 zwischen Essen und Nottuln-Appelhülsen zu tun. Es müssen beispielsweise Rührwerke ausgebaut werden, Pumpen instandgesetzt werden, ab dem dritten Lehrjahr kommen auch für die Azubis dann auch Schweißertätigkeiten dazu. Nach dreieinhalb Jahren ist die Ausbildung beendet, die anschließende, einjährige Übernahme bei den Verbänden garantiert! Clarissa Franz will dann auf jeden Fall noch ihren Meister dranhängen …
Clarissa Franz´ Tipp an junge Frauen, die kurz vor der Berufswahl stehen: „Sucht euch einen aufregenderen Job!“ Denn auch die Verdienstmöglichkeiten sind viel besser als in typisch weiblichen Berufsbildern wie Friseurin.
Weitere Infos unter www.eglv.de/karriere