Emscher geht’s ans Korsett!
Hauptlauf unseres Flusses ist teilweise schon renaturiert…
Neulich in Dortmund-Deusen: Wegen eines Filmdrehs mit Arte war ich am Emscher-Hauptlauf unterwegs. Diesen Abschnitt des Gewässers hatte ich optisch immer ganz klar vor Augen – als einen schnurgeraden, in ein Betonkorsett eingezwängten Kanal mit „bräunlichem“ Wasser! Nicht umsonst nennt man die Emscher auch „Köttelbecke“; Sie verstehen?!?
Doch diesmal traute ich meinen Augen nicht: kein enges Betonkorsett, kein braunes Abwasser, kein übler Gestank… Stattdessen: ein breites und sogar kurviges Flussbett mit flachem, glasklarem Wasser. Wasser, das nicht riecht und durch das man bis auf den Grund sehen kann. Pflanzen, die dort wachsen, wo wenige Jahre zuvor die Emscher als „biologisch tot“ galt! Willkommen an unserer 1200 Meter langen Modellstrecke für die Emscher-Renaturierung!
Das Filmteam verspätet sich, aber mein Kollege Torsten Bockholt ist bereits da. Er hat als Projektleiter den Umbau der Emscher in Dortmund-Deusen geplant und begleitet. Ich mache ein Foto von ihm auf der Brücke und merke: Der Kollege ist ordentlich stolz auf das Geschaffte – und das kann er auch mit Recht sein. Die Ergebnisse sprechen für sich, die neue Emscher ist ein lebendiger Fluss, der einen Vorgeschmack bietet auf das, was noch kommen könnte…
Ich wähle den Konjunktiv deshalb, weil sich die Renaturierung der Emscher größtenteils noch in der Planung befindet. Das Problem an der Sache: Entlang des Hauptlaufs haben wir links und rechts aufgrund von Bebauungen gar nicht den Platz, der Emscher neuen Raum zur freien Entfaltung zu schenken. Daher wird es einige ökologische Schwerpunkte geben, an denen die Emscher einen komplett neuen Lauf erhält und wieder mäandern darf: z.B. in Dortmund-Mengede und Castrop-Rauxel-Ickern, im Holtener Bruch in Oberhausen, aber auch an der Mündung in den Rhein bei Dinslaken und Voerde. Die Zwischenstrecken dagegen, wo wegen des Hochwassermanagements an den Deichen nicht gerührt werden kann, wollen wir zumindest vielseitiger gestalten.
Der erste Eindruck in Deusen überzeugt, nun sind wir aber gespannt auf die Entwicklung der Natur. Diese Ergebnisse werden ebenfalls eine große Rolle bei der weiteren Planung spielen. In der Zwischenzeit ist die Emschergenossenschaft aber mindestens genau so stolz wie ihr Projektleiter Torsten Bockholt auf die neue, vom Betonkorsett befreite Emscher in Dortmund-Deusen.