Erste Paddeltour auf der Lippe startet in Hervest
Es ist unsere erste Paddeltour auf der Lippe in diesem Jahr. Wir starten am Hervester Schwall bei Dorsten– gleich geht es mit Adrenalin los.
Direkt unter der Straßenbrücke Hervest stürzt die Lippe eine markante Stufe hinunter. Unsere Gruppe setzt oberhalb ein, um den Schwall noch mitzunehmen.
Das Wasser schießt abwärts, es folgt eine längere Strecke mit hohen Wellen, dann nach und nach abebbt – dann fließt die Lippe wieder gemächlich dahin. Bevor Dorsten in Sicht kommt, ist auf dem Bauwerk am rechten Ufer der Schriftzug „Deichkrone“ zu sehen, ein Überbleibsel vom Lippe-Polder-Park im vergangenen Jahr.
Die Flussstrecke durch Dorsten ist nicht spektakulär, die Deiche versperren weitgehend den Blick auf die Stadt. Das ändert sich am Anleger der Lippefähre Baldur, wo der Hochwasserschutzdeich endet. Die Fähre selbst liegt noch im „Winterschlaf“, aber man sieht deutlich die Rampen, wo sich demnächst die Passagiere wieder eigenhändig über den Fluss kurbeln werden.
Eine idyllische Landschaft breitet sich neben dem Fluss aus. Bald wird der erste Eisvogel entdeckt, wir werden noch drei weitere auf unserer 20-km-Etappe sehen. In seinem blau-weiß-braunen Federkleid fliegt er leicht wippend knapp über der Wasseroberfläche von Busch zu Busch. Wenig später sind auf einer Sandfläche am Fluss Kiebitze zu erkennen. Auch ein Nutria kreuzt unseren Weg, der fette Nager schwimmt völlig unbeeindruckt von unseren Kanus über die Lippe.
Wer den Flussführer aufmerksam gelesen oder sich die Gebietskarte des Lippeverbandes eingeprägt hat, kann unterwegs auch die einmündenden Nebenläufe der Lippe leicht voneinander unterscheiden. Der Rapphofs Mühlenbach, der von Süden kommt und im Düker unter dem Schifffahrtskanal geführt wird, hatte seinen Zulauf zur Lippe schon auf der Dorstener Deichstrecke. Der Hammbach mündet – versteckt hinter einer Halbinsel – von Norden. Hinter der Autobahn A 31 wird es noch einmal sportlich: Vor uns taucht eine Trainingsstrecke für Kanuslalom auf, direkt im Anschluss steht noch einmal eine heftige Welle in der Lippe. Wer es perfekt machen will, muss durch die Slalomstrecke fahren, ohne die Stangen zu berühren – und heil durch die Welle kommen. Für uns, sieben Kanuten von der KG Wanderfalke aus Essen, geht es auch diesmal ohne Kenterung weiter.
Auf einer kleinen Sandbank am Fluss wird gerastet. Unterwegs sind an mehreren Stellen Uferabschnitte zu sehen, die der Lippeverband „entfesselt“ hat: Hier wurden die Wasserbausteine entfernt, mit denen der Fluss früher befestigt war. Mit den Steinen wurden kleine Inseln und Untiefen gestaltet, manchmal gibt es auch steile Uferabbrüche, in denen sich Vögel ihre Bruthöhlen bauen.
Bald kommt Krudenburg – unser Ziel für den heutigen Tag – in Sicht. Der Bootsanleger befindet sich direkt neben der Kläranlage Hünxe. Sie ist eine der modernsten Anlagen des Lippeverbandes und kann mit ihrer Membanfiltration das Wasser auch von Spurenstoffen wie z. B. Medikamentenrückständen reinigen.
Vom Anleger kann man zu Fuß in den kleinen Ort laufen. Eine Tafel erinnert an die großen Hochwässer aus den letzten hundert Jahren und eine Infotafel der Römer-Lippe-Route, die hier entlang führt, bietet Informationen zu Stadt, Land und Fluss.
Noch ein Tipp. Wer eine Kanutour auf der Lippe plant, tut gut daran, sich vorher hier die Pegelstände anzuschauen.