Klärwerk wird neuer Emscher angepasst
Umbau der Flusskläranlage in Dinslaken ist bereits in vollem Gange.
Im Rahmen des Emscher-Umbaus muss auch das Klärwerk Emschermündung (auch KLEM genannt) in Dinslaken umgestaltet werden. Um zu verstehen warum die Anlage verändert werden muss, sollte man sich zunächst den heutigen Stand des Klärwerks betrachten.
Die Anlage ist eine Flusskläranlage. Das bedeutet, dass wir in der Regel die gesamte Wassermenge, die aus der Emscher im Klärwerk ankommt, behandeln. Dazu gehört auch das schon geklärte Abwasser aus den Kläranlagen in Dortmund und Bottrop, sowie abgepumptes Grundwasser und Grubenwasser sowie das Abwasser, was auf der Strecke unterhalb des Auslaufes der Kläranlage Bottrop (also zwischen Bottrop und Dinslaken) anfällt. Deshalb ist unsere Anlage für enorme Wassermengen von bis zu 30.000 Liter pro Sekunde ausgelegt.
Doch nach der Renaturierung der Emscher wird nicht mehr die gesamte Wassermenge der Emscher durch die Anlage fließen, sondern nur noch das Abwasser, das über den derzeit noch entstehenden neuen unterirdischen Abwasserkanal Emscher hergeleitet wird. Momentan haben wir also eine hohe Wassermenge mit relativ niedriger Konzentration an Abwasser und zukünftig eine niedrigere Wassermenge mit höherer Konzentration. Deswegen ist es notwendig, die Anlage fit für die Zukunft zu machen.
Das Abwasser wird zukünftig aus dem Abwasserkanal Emscher und nicht aus der Emscher als Fluss kommen. Im künftigen Pumpwerk am Holtener Bruch in Oberhausen wird das Abwasser in einen hochliegenden Kanal gepumpt, der zirka einen Kilometer vom Holtener Bruch bis zum KLEM führt. Die bisherige Ausprägung des KLEM als Flusskläranlage, verbunden mit der Aufnahme und Behandlung großer Wassermengen, wird sich zukünftig stark ändern. Wird heute eine Abwassermenge von 7000 l/s nur sehr selten unterschritten, geht man zukünftig von etwa 1000 l/s aus.
Eine Weiternutzung der in 1974 in Betrieb gegangenen Anlagenteile der mechanischen Reinigung ist deshalb nicht sinnvoll möglich, da sie bezogen auf die zukünftigen Verhältnisse viel zu groß und nicht einzeln absperrbar sind. Zudem kommt der neue unterirdische Abwasserkanal am KLEM etwa 500 Meter vom heutigen Zulauf entfernt an. Daher wurde entschieden, die gesamte mechanische Reinigungsstufe zu erneuern.
Dieser Teil der künftigen Anlage entsteht praktisch auf den heutigen Vorklärbecken. Diese werden derzeit mit Boden verfüllt, der an der Baustelle der künftigen Emschermündungsaue ausgehoben wird. 70.000 Kubikmeter Erde sind bereits von der Mündung zum KLEM transportiert worden, weitere 60.000 Kubikmeter folgen noch in diesem Jahr.
Die neuen Anlagenteile des KLEM werden um zirka sechs Meter über den bisherigen Klärbecken errichtet, damit das Wasser anschließend in freiem Gefälle durch die gesamte Anlage fließen kann. Dazu wird bei dem neuen Zufluss zum Klärwerk ein neues Schneckenpumpwerk gebaut, dass das Abwasser zunächst auf diese Höhe anhebt. Hierdurch werden die drei Abwasserpumpwerke, die heute das Abwasser vom Niveau der mechanischen Reinigung auf das der biologischen Reinigung anheben, ersetzt.
Nach dem Schneckenpumpwerk wird eine neue Rechenhalle errichtet. Dort werden gröbere Gegenstände bereits aus dem Abwasser „herausgefischt“. Danach wird ein Sandfang gebaut, der mineralische Stoffe aus dem Wasser entfernt, welche sonst die Rohre und Pumpen schädigen könnten. Das von den mineralischen Stoffen nun weitestgehend befreite Abwasser fließt dann in noch neu zu errichtende Vorklärbecken, in denen sich dann Stoffe, die etwas schwerer sind als Wasser, absetzen, z. B. Fäkalien und Essensreste. Damit wäre die gesamte mechanische Reinigung umgebaut. Darüber hinaus werden noch weitere Maßnahmen im Bereich der biologischen Reinigung angegangen, wie z. B. Optimierung des Belüftungssystems, Anpassung der Nachklärung, etc.
Der Umbau des Klärwerks kommt einer Operation am offenen Herzen gleich: Während der gesamten Bauarbeiten muss die Anlage natürlich immer noch in Betrieb gehalten werden. Das bedeutet: Es ist geplant, einzelne Becken abzuschalten und umzubauen, während die Anlage nach wie vor ihre Leistung erbringen kann.
An der Gesamtfläche der Anlage von etwa 80 Hektar wird sich nichts ändern. Der um das Klärwerk Emschermündung errichtete „Grünwall“ bleibt ebenfalls bestehen. Ändern wird sich lediglich die Größe einzelner Becken. Diese werden kleiner als heute sein. Die letzten Bauarbeiten sollen Mitte 2018 abgeschlossen. Dann wird das Klärwerk Emschermündung „fit“ sein für das Neue Emschertal, welches bis 2020 auch ökologisch ein neues Gesicht erhält – als ein blauer Fluss mit grünen Ufern!
Alle Fotos: Rupert Oberhäuser