Vom modernen Styx zum Vorzeigefluss
Wie sich die Berichterstattung über die Emscher seit 1987 verändert hat…
Neulich im Büro: Ich durchforste einige Zeitschriften und Bücher, die hier herumliegen und stoße eher zufällig auf zwei Publikationen über die Emscher, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine Bericht handelt von der „schwatten“ und biologisch toten Emscher – der andere dagegen von dem blauen Fluss mit grünen Ufern! Wie das sein kann? Ganz einfach: Der erste Artikel stammt aus dem Jahr 1987, der zweite ist von 2017. Und in diesen 30 Jahren dazwischen hat sich verdammt viel an unserem Fluss getan.
Die Zeitschrift GEO beschrieb 1987, also fünf Jahre vor Beginn des Emscher-Umbaus, auf 24 Seiten in Bild und Wort die Emscher von damals – allerdings alles andere als schmeichelhaft: Aufnahmen schwarzer Flussverläufe, die der Emscher damals jeglichen Stolz nahmen, und Sätze wie „Als wäre es ein moderner Styx“… Nun, der Styx ist der Legende nach ein Unterweltfluss! Klingt wirklich schlimm, oder? Aber so ähnlich war es ja einmal tatsächlich… Bezeugen kann ich es aber nicht, 1987 war ich noch nicht einmal geboren.
19 Jahre bin ich alt und kenne die Emscher in Dortmund etwa als vom Abwasser befreiten und renaturierten Fluss. So wie ihn der Amerikaner Josh Zeunert ganz aktuell in seinem Buch „Landscape architecture and environmental sustainability“ (deutsch: Landschaftsarchitektur und umweltbewusste Nachhaltigkeit) beschreibt. Wow, gerade noch ein moderner Styx und nun plötzlich neben Beispielen aus aller Welt ein international beachtetes Beispiel einer post-industriellen Wiederbelebung der Natur.
Ich bin froh, dass ich den alten Artikel entdeckt habe. So ist auch mir noch einmal bewusst geworden, welch gewaltiger Strukturwandel unsere Region durch den Emscher-Umbau erlebt hat – und ich bin für sechs Wochen ein Teil davon!