Wir sind Weltkulturerbe!
Es ist gerade erst ein paar Tage her, dass die Genossenschaft zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Damit meine ich jetzt nicht exakt unsere Emschergenossenschaft, sondern die „Idee und Praxis“ dahinter. Die wurde nämlich im äthopischen Addis Abeba auf Antrag Deutschlands zum „immateriellen Weltkulturerbe“ erklärt und von der UNESCO am 30. September 2016 in eine repräsentative Liste aufgenommen.
Dass so ein Bund eine gute Sache ist, fanden die Menschen schon vor über 150 Jahren. Industrialisierung, Verstädterung und Landflucht ließen Mitte des 19. Jahrhunderts die Not für viele so dringlich werden, dass sie sich zu Genossenschaften zusammenschlossen. So wie der von Friedrich Wilhelm Raiffeisen – einem der Pioniere in diesem Bereich – gegründete „Hilfsverein zur Unterstützung der Landbevölkerung“. Ganz ähnlich verhielt es sich auch Ende des 19. Jahrhunderts entlang der Emscher – das „Emscher-Problem“ der offenen Schmutzwasserläufe wurde so dringend, dass sich 1899 die Emschergenossenschaft gründete.
Die „alte Dame“ Emschergenossenschaft ist jetzt schon etwas in die Jahre gekommen – genau genommen sind es heute 117 Jahre seit der Gründung am 14. Dezember 1899. Ihre Organisationsform aber ist topaktuell und – wie die Aufnahme der UNESCO zum Weltkulturerbe zeigt – wegweisend. Auch wenn wir keinen runden Geburtstag feiern, so blicken wir auf mehr als 100 erfolgreiche Jahre einer gemeinsamen und städteübergreifenden Wasserwirtschaft zurück und die Lösung des „Emscherregulierungsprojekts“.
Daher feiern wir – neben unserem Geburtstag – mit der UNESCO-Erklärung zum Weltkulturerbe ein Modell, dass von Deutschland aus Schule machte. So gibt es heute 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder in über 100 Ländern, 21 Millionen davon in Deutschland. Aber was macht dieses Prinzip so besonders, dass es jetzt zum „Weltkulturerbe“ erklärt wurde?
Selbsthilfe: Einer für alle, alle für einen – gemeinschaftliches Wirtschaften und soziale Verantwortung gehen auch bei uns entlang der Emscher von Holzwickede über Dortmund bis nach Essen und Duisburg/Dinslaken Hand in Hand. Gemeinsam wird das Generationenprojekt des Emscher-Umbaus, aber auch die wasserwirtschaftliche Versorgung der Region „gewuppt“. Für eine einzelne Kommune oder Unternehmen kaum zu erfüllen.
Selbstverantwortung: Die Emschergenossenschaft handelt autonom und ist für ihr wirtschaftliches Handeln selbst verantwortlich.
Selbstverwaltung: Wir sind unabhängig und verwalten uns selbst, kein Fremder kann uns reinreden. In einem Gesetz ist genau geregelt, welche Organe zu besetzen sind – der Genossenschaftsrat berät bei wirtschaftlichen, steuerlichen oder auch rechtlichen Fragen.
In diesem Gesetz steht auch, wem wir verpflichtet sind: Dem Wohl der Allgemeinheit und dem Nutzen der Mitglieder!