Wissens-Transfer nach Namibia
Als Mitarbeiterin von Emschergenossenschaft/Lippeverband war ich im Oktober und November in Namibia, um dort Hilfe bei der Nutzung von Abwasser zu leisten.
Unsere Wasserwirtschaftsverbände unterstützen das Projekt EPoNa (Enhancement of Wastewater Ponds in Outapi/Namibia) der Uni Darmstadt. Damit soll in der Kleinstadt Outapi im Norden Namibias die Abwasserreinigung so verbessert werden, dass das gereinigte Wasser zumindest für die Landwirtschaft wieder nutzbar ist.
Aktuell geht es um den Bau einer Vor- und Nachklärung für die örtlichen Klärteiche, den sogenannten „Ponds“. In erster Linie war meine Unterstützung bei der Überwachung der Baumaßnahme gefragt. Die Arbeiten vor Ort gestalten sich für das eingesetzte Personal nicht immer sehr angenehm, bedenkt man, dass die Temperaturen tagsüber auf bis zu 40 Grad im Schatten steigen können. Glücklicherweise bestand die Bauüberwachung lediglich in einer täglichen Visite der Baustelle, so dass der längere Aufenthalt in der Hitze selten war. Bis Mitte Dezember sollen möglichst alle Erdbauarbeiten abgeschlossen sein, da davon auszugehen ist, dass nach Wiederaufnahme der Arbeiten im Januar bereits die Regenzeit eingesetzt hat.
Neben der Bauüberwachung für den Ausbau der Klärteiche wurde meine Unterstützung ebenfalls bei der Unterhaltung des Kanalsystems im Ort benötigt. Die Verantwortlichen der Stadt Outapi beklagen, dass während der Regenzeit massiv Fremdwasser durch undichte Schächte eindringt und dadurch die Pumpen, die das Abwasser zu den Klärteichen fördern, überlastet sind. Das somit übermäßig anfallende Mischwasser dringt aus dem Pumpwerk und aus offenen Schächten heraus und überflutet Wohnflächen. Eine Bestandaufnahme der undichten Schächte und Vorschläge zur Sanierung war daher vonnöten.
Bei dem Versuch einer Bestandsaufnahme des Kanalsystems stellte sich schnell heraus, dass man nicht wie gewohnt auf vorhandene Bestandsunterlagen zurückgreifen konnte. Das Kanalsystem wurde seit den 1990er Jahren stetig durch die Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete erweitert. Eine Erfassung des tatsächlich gebauten Kanalsystems vermessungstechnisch und im Plan erfolgte nie, so dass lediglich einzelne analoge Pläne aus der Entwurfsplanung in der Stadtverwaltung zu finden waren.
Eine Dokumentation und Archivierung nach den Maßstäben, wie wir diese in Deutschland kennen, ist zumindest im Norden Namibias völlig unbekannt. Dasselbe gilt für die Unterhaltung der Schächte, Kanalhaltungen und Pumpwerke, die nur sporadisch dort erfolgt, wo es gerade Not tut.
Namibia hat hier also einigen Nachholbedarf. Bedenkt man aber, dass das Land erst seit 1990 selbstständig ist, ist absolut nachvollziehbar, dass auch mit unserer Unterstützung der Lernprozess und die Schaffung der strukturellen Voraussetzungen noch viel Zeit in Anspruch nehmen werden.
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