Fische im Sekundentakt
Wie gut funktioniert der Fischaufstieg am Wehr Werne tatsächlich? Das soll mit einer „Elektrobefischung“ festgestellt werden. Auch das Fernsehen ist dabei und dreht für die Lokalzeit.
Am Ufer der Lippe ist es kalt an diesem Morgen. Hier an der Stadtgrenze Werne/ Bergkamen bin ich mit Michael Prill, dem Fischereibeauftragten des Kreises Unna, und seinen Kollegen aus dem Angelverein verabredet. Angeln wollen die Vier heute nicht, sondern Fische zählen – und zwar im Fischaufstieg neben dem Wehr, den wir vom Lippeverband vor drei Jahren hier gebaut haben. Nehmen die Fische den künstlichen Bach an und schwimmen darin stromaufwärts? Ich bin mir da ziemlich sicher, er wirkt wie ein Wildbach mit starker Strömung – wo sollten sich Fische lieber aufhalten als hier!
Als auch das Kamerateam vom WDR und der Hellweger Anzeiger eingetroffen sind, geht es los. Michael Prill und Detlef Borzug steigen in ihre dicken Wathosen aus Neopren und anschließend ins kalte Wasser, Vater Peter Prill und Martin Müller, der Vorsitzende des Angelsportvereins, bleiben am Ufer, um die Ergebnisse zu notieren. Schritt für Schritt arbeiten sich die beiden Männer mit ihren Angelrouten, die elektrischen Strom ins Wasser leiten und damit die Fische kurz betäuben, gegen die Strömung vor. So können sie die Fische in die Hand nehmen und die Art bestimmen, während wir vom Ufer aus interessiert zuschauen. Alle paar Sekunden ertönt ein Ruf wie „Schmerle 10“ oder „Rotauge 30“. Neben der Fischart geben die beiden „Elektrofischer“ zu jedem Exemplar die Länge an.
Zwischendurch habe ich auch gut zu tun, beantworte den Reportern Fragen. Warum der Lippeverband solch eine Aktion in Auftrag gibt? Ob wir daran zweifeln, dass unser Fischaufstieg funktioniert?
Das Wichtigste ist wohl rüberzubringen: Das Wehr ist ein Hindernis in der Lippe, alle Wasserbewohner, nicht nur Fische, wollen sich aber flussaufwärts und abwärts bewegen. Dabei lässt sich Natur nie genau vorausberechnen. Wir können als Wasserwirtschaftsverband so eine Anlage nur richtig bauen – wohin sie schwimmen, entscheiden die Fische selbst.
Am Ende habe ich nicht nur den Eindruck, dass ich die Reporter überzeugte habe, auch die Ergebnisse sprechen für sich: Insgesamt 379 Fische aus 18 Arten werden in knapp zwei Stunden bestimmt, selbst ein fetter Wels ist dabei. Ich glaube, derart viele verschiedene Fische in so kurzer Zeit habe ich noch nie „live“ gesehen.
Fotos: Gunnar Jacobs (Rotauge) und Michael Steinbach, Emschergenossenschaft