Meilenstein wirft Schatten voraus
Abwasserkanal Emscher: Inbetriebnahme im September…
Der 11. September ist so ein Datum, das man nicht vergisst. Vielleicht liegt es also auch am Datum, dass ich mich noch genau an den Tag des ersten Spatenstichs für den Abwasserkanal Emscher (AKE) erinnere. Es war am 11. September 2009, als wir auf einer Brachfläche in Gelsenkirchen den Start eines der größten und modernsten Abwasserprojekte Europas feierten. In diesen Tagen muss ich häufiger an diesen vergangenen Meilenstein zurückdenken, denn nun steht es fest: Neun Jahre danach, in diesem September, nehmen wir den größten Teilabschnitt des AKE zwischen Dortmund und Bottrop auf einer Länge von 35 Kilometern in Betrieb. Es wird ein großer Tag für unsere Region, denn ab dann wird die Emscher in den kommenden Jahren schrittweise vom Abwasser befreit werden.
AKE – diese drei Buchstaben stehen für einen insgesamt 51 Kilometer langen Abwasserkanal, der in Dortmund-Deusen beginnt und an unserem Klärwerk Emschermündung in Dinslaken endet. Er verläuft in Tiefenlagen von acht bis 40 (!) Metern – mit Innendurchmessern von 1,60 bis 2,80 Meter. Der Bau dieses Kanals inmitten des drittgrößten Ballungsraumes Europas (nach London und Paris) – und das sage ich nun ohne jede Übertreibung – ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Der AKE unterquert Bahngleise, Autobahnen, den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher – mehr als einmal! Er ist die abwassertechnische Hauptschlagader des Emscher-Umbaus, die Voraussetzung für die Renaturierung eines Flusses, der zurzeit noch – und da wollen wir ganz ehrlich sein – so etwas wie der Dickdarm des Reviers ist…
Doch aus dem einstigen Hinterhof des Potts wird allmählich sein neuer Vorgarten, und der AKE spielt dabei eine gewichtige Rolle. Das meine ich wörtlich, denn: Zwischen Dortmund und Bottrop haben wir für den „Emscherschnellweg unter Tage“ insgesamt 10.661 Rohr-Elemente mit einem Gesamtgewicht von 213.747 Tonnen (!) vorgetrieben. Mehr als eine halbe Milliarde Euro hat unsere Emschergenossenschaft in das flächenmäßig größte Einzelprojekt des Emscher-Umbaus investiert.
Neben dem AKE werden wir im Herbst auch die beiden in rund 40 Meter Tiefe liegenden Abwasser-Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop in Betrieb nehmen. Wieso überhaupt Pumpwerke? Nun: Der Abwasserkanal beginnt in Dortmund in einer Tiefenlage von ca. acht Metern unter der Geländeoberkante und sinkt mit einem stetigen Gefälle von 1,50 Metern je Kilometer bis zu 40 Meter tief in die Erde ab. Es war unumgänglich, Pumpwerke zwischenzuschalten, die das Abwasser wieder aufwärts befördern. Ohne sie hätte der Kanal bei Dinslaken eine Tiefe von rund 80 Metern erreicht…
Schrittweise wird der AKE zunächst nur bis Bottrop „hochgefahren“, denn der Abschnitt bis zur Kläranlage Bottrop inklusive der beiden Pumpwerke ist bereits fertig gestellt. Im westlichen Abschnitt bis Dinslaken arbeiten wir derzeit noch sowohl an den letzten drei Kilometern des AKE sowie am letzten AKE-Pumpwerk in Oberhausen. Diese Abschnitte werden zirka 2020 fertig gestellt, so dass der gesamte Kanal mitsamt allen drei Pumpwerken voraussichtlich 2020/2021 in Betrieb gehen kann.
Mit der schrittweisen Inbetriebnahme unseres AKE wird auch der Emscher-Fluss schrittweise sauberer – dies kann sich jedoch über mehrere Monate hinziehen. Es sollte also niemand erwarten, dass die „Köttelbecke“ im Herbst auf Knopfdruck und quasi über Nacht verschwindet…;-)