Kunst im Quadrat – Massimo Bartolinis „Black Circle Square“

Kunst im Quadrat – Massimo Bartolinis „Black Circle Square“

Ferragosto – italienisch für Mitte August (und Maria Himmelfahrt) – ist eine gute Zeit, um in Italien zu weilen, schließlich sind bei uns in NRW ja noch Sommerferien! Doch der italienische Künstler Massimo Bartolini nahm den Flieger in umgekehrte Richtung, um am Sonntag, 14. August, persönlich bei der Einweihung seines „Black Circle Square“ dabei zu sein. In den vergangenen Wochen hat hier seine abstrakte Idee Form gewonnen – die Übertragung eines berühmten und für die Entwicklung der modernen Malerei prägenden Gemäldes aus der Zweidimensionaliät ins Dreidimensionale. Kasimir Malewitschs Gemälde „Schwarzer Kreis“ von 1915 wurde zu „Black Circle Square“. Als Blow-up in einem Maßstab von 1:10 entstand ein 10,5 x 10,5 Meter knallweiß lackiertes Becken aus Stahlbeton, in das ein kreisrunder, schwarz lackierter Pool mit einem Durchmesser von etwas mehr als sieben Metern eingelassen ist. Das neue Emscherkunstwerk wurde in Sichtweite des Emschertalhofes am Hochwasserrückhaltebecken Dortmund-Mengede/Castrop-Rauxel-Ickern errichtet.

Performance im tintenschwarzen Wasser

Massimo Bartolini ist mit einem eigenen Kamerateam angereist, deren Gerüst für die beste Aussicht in den Pool direkt am Kunstwerk aufgebaut ist. Es ist nicht ganz einfach, gemeinsam mit den vielen Besuchern heute in das quadratische Becken zu blicken, das von einer weißen Mauer umgeben wird. Doch was schwimmt denn da im Becken? Es ist die Synchronschwimmerin Jessie Porcher, die heute mehrmals für je fünf Minuten im eiskalten Becken (17 Grad, wahrlich keine Adria-Temperatur!) ihre Kreise zieht, sich kunstvoll dreht, windet, taucht. Für den Künstler ist sie eine bewegte Skulptur im Becken. Bald ragt nur ihr Bein aus dem tintenschwarzen Wasser, bald läuft sie mit spielerisch-leicht wirkenden Bewegungen im Wasser den Beckenrand längs. Mit dem Bassklarinettisten Florian Wagner, der am Rand seinem Instrument dramatische Töne entlockt, steht sie in einem künstlerischen Dialog. Während die Schwimmerin sich nach ihrer Performance draußen aufwärmt, wienert und schrubbt ein in Bergmannskleidung angetaner Herr das weiße Quadrat noch weißer: Elmar Brückner, ein Ruhr Volonteer aus Hamm, schlüpft heute in die Rolle des unermüdlich und sorgfältig arbeitenden Reinigers. Symbolisch steht dies für den stetigen Prozess der Reinigung der Emscher …

Kunst, die „funktioniert“

Rajko Kravanja, Castrop-Rauxels Bürgermeister, ist unter den mehr als 150 Besuchern: „Deutsches Baurecht meets italienische Kunst“ eröffnet er das Gespräch mit dem Künstler Bartolini und Co-Kuratorin Simone Timmerhaus. Von den Schwierigkeiten, ein solch voluminöses und dauerhaft verbleibendes Kunstwerk zu errichten, weiß der Architekt Sascha Wienecke ein Lied zu singen: „DIN-Normen passen nicht immer zu den Vorstellungen eines Künstlers!“ Denn der lackschwarz glänzende Pool voll Wasser übernimmt eine wichtige Aufgabe für den benachbarten Emschertalhof: Als Löschteich für die Feuerwehr muss er für 2 Stunden Löschwasser fassen, das sind immerhin 200.000 Liter! Massimo Bartolini ist jedenfalls mehr als glücklich über sein „funktionales“ Kunstwerk und die gelungene Realisierung. Auf die Frage hinsichtlich des seltsam anmutenden Kontrastes des knallweißen Betonbauwerkes in der herrlich grünen Natur des Hochwasserrückhaltebeckens meint er: „It is not strange. It breaks the stream of everydays life, it is like a spaceship that has landed here!“

 

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