Fahren wir bald alle mit dem Fahrrad zur Arbeit?
Mobilitätskonferenz Metropole Ruhr 2017 beschäftigt sich mit der Verkehrswende.
Heute bin ich unterwegs auf der Mobilitätskonferenz Metropole Ruhr– und kaum in der Messe Essen angekommen, meldet sich schon mein schlechtes Gewissen, weil ich mit dem Auto gefahren bin, obwohl der ÖPNV eine Alternative gewesen wäre. Für die Anfahrt gibt es durchaus Gründe und das Autofahren soll hier auch nicht pauschal verteufelt werden. Dennoch beginnt das Thema „Mobilität“ bereits im Kopf zu „wirken“. Verkehrskollaps, Lärm, Luftverschmutzung sind ebenso wichtige Schlagworte wie Digitalisierung und Infrastruktur. Ich erfahre, dass durchschnittlich nur 20 Prozent der Berufspendler das Fahrrad für den Weg zur Arbeit nutzen. Gleichzeitig gibt es in Deutschland über 700 Kilometer Radwege. Wenn eine Trendwende in Richtung Fahrrad stattfinden soll, muss hier also scheinbar noch einiges passieren. Welche Probleme und Hindernisse aus dem Weg geschafft werden müssen, ist bei dieser Konferenz eine zentrale Fragestellung.
Zusammen mit dem Regionalverband Ruhr (RVR), dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), der Stadt Essen als „Grüne Hauptstadt Europas“ wollen wir uns heute mit den Herausforderungen einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Mobilität in der Metropole Ruhr auseinandersetzen. Sieben Projektstände sind in den Räumlichkeiten verteilt und im Wechsel mit Vorträgen finden sogenannte „Werkstattrunden“ statt, bei denen die einzelnen Projekte vorgestellt werden.
Warum ist die Emschergenossenschaft eigentlich Teil dieser Konferenz? Ganz einfach – wir „betreiben“ über 200 Kilometer Radwege an Emscher, Lippe und den Nebenläufen. Dieses Wegenetz wollen wir weiter ausbauen und kontinuierlich verbessern. Hier sind mit dem Forschungsprojekt „Neue EmscherMobilität (NEMO)“ vertreten. Ein interdisziplinäres Team von WissenschaftlerInnen untersucht, wie eine nachhaltige Mobilität im Bereich der Emscher aussehen kann. Integrativer Bestandteil sind die im Rahmen des Emscher-Umbaus zur öffentlichen Nutzung wieder freigegebenen Betriebswege. Unser Generationenprojekt Emscher-Umbau ist ein wichtiger Treiber der Regionalentwicklung im mittleren Ruhrgebiet. Nicht nur für die ökologische Erneuerung der Gewässer und Grünzüge ist dieser Prozess eine große Chance – die naturnahe Umgestaltung des Flusssystems ermöglicht neue städtebauliche Perspektiven.
Prof. Dr. Martina Oldengott, die bei uns die Gruppe „Strategische Raumplanung“ leitet, steht zusammen mit Prof. Dr. J. Alexander Schmidt und Dr. Minh Chau Tran von der Uni Duisburg-Essen Rede und Antwort. Der Zulauf an unserem Projektstand ist erfreulich groß und schnell wird intensiv diskutiert. Und für mich war der heutige Tag tatsächlich ein kleiner Anstoß, mein „Mobilitätsverhalten“ noch einmal kritisch zu überdenken.