Nein – Arzneien gehören nicht ins Abwasser!
Emschergenossenschaft sensibilisiert Mediziner für Spurenstoffe.
Die Kläranlagen der Emschergenossenschaft in der Region (Dortmund, Bottrop, Duisburg, Dinslaken) haben zwar eine äußerst effektive Reinigungsleistung, doch auch diese Großkläranlagen können viele Mikroverunreinigungen nicht herausfiltern. Sie verbleiben im Wasser und „rauschen“ praktisch durch die Anlagen. Immer häufiger hört man in jüngster Zeit von Mikroverunreinigungen in den Gewässern. Dazu gehören auch Reste von Medikamenten, die über das Abwasser in die Flüsse und Bäche gelangen. Diese Partikel sind so klein, dass sie in Kläranlagen nicht herausgefiltert werden können.
Wo kommen die Stoffe her, warum finden wir sie im Wasser und kann man möglicherweise an der Quelle ansetzen – also dort, wo die Substanzen in das Abwasser gelangen? Rund um diese Fragen veranstalten wir, die Emschergenossenschaft und der Lippeverband, gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), der Stadt Dortmund und dem Marienhospital Gelsenkirchen einen Workshop, der sich speziell an Ärztinnen und Ärzte sowie an Krankenhausbeschäftigte richtet: „Arzneimittel im Wasser: Herausforderung für Medizin und Technik“ findet am 26. Februar um 18 Uhr an der Robert-Schimrigk-Straße 4-6 in Dortmund statt. Infos und Anmeldung auf www.kvwl.de.
Die Mitarbeiter in den Gesundheitsberufen sind Schlüsselakteure. Sie sitzen an der „Quelle“ und können maßgeblich dabei helfen, den Eintrag der Spurenstoffe ins Abwasser zu mindern. Doch wie gehen Mediziner, Krankenhäuser und Apotheken mit dem Thema um? Welchen Beitrag können sie zur Minimierung von Umweltrisiken leisten? Welche Lösungsansätze werden derzeit erarbeitet – in Deutschland und anderen europäischen Ländern? In der Fortbildung, die am 26. Februar in Dortmund bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe stattfindet, werden Ansätze vorgestellt und diskutiert, z.B. die Krankenhauskläranlage Marienhospital Gelsenkirchen und weitere Initiativen aus dem europäischen Ausland.
Kläranlagen-Pilotprojekt
Das Marienhospital in Gelsenkirchen (MHG) arbeitet seit 2008 mit der Emschergenossenschaft zusammen. Mit EU-Förderung entstand die – derzeit weltweit einzige – Krankenhaus-Kläranlage, die das gesamte Abwasser soweit reinigt, dass es unbedenklich in ein offenes Gewässer eingeleitet werden darf. Seit 2011 laufen wissenschaftliche Forschungen direkt vor Ort. Das MHG hat 580 Betten, 75.000 Patienten und ein Abwasseraufkommen von 60.000 m³ im Jahr. Dabei handelt es sich ausschließlich um das konzentrierte Krankenhausabwasser, da im Vorfeld des Projektes sämtliche Dächer und Wegeflächen vom Kanalnetz abgekoppelt wurden. Die so eingesparten Regenwassergebühren werden gegen den Unterhalt der Kläranlage gerechnet. Betreiber der Anlage ist die Emschergenossenschaft.
Hintergrund:
Rund 3.000 pharmazeutische Wirkstoffe sind heute in Europa zugelassen und werden nach dem therapeutischen Einsatz mehr oder weniger vom Körper wieder ausgeschieden. Die Substanzen können jedoch selbst beim Einsatz aller heute verfügbaren Technologien nicht vollständig aus dem Abwasser entfernt werden. Auf EU-Ebene soll ein strategischer Ansatz zur Minimierung der Risiken in der aquatischen Umwelt entwickelt werden. Dazu wurden unter anderem Projekte wie „PILLS“ und „noPILLS in water“ entwickelt. Im Rahmen von „PILLS“ hat die Emschergenossenschaft die Spezialkläranlage am Marienhospital in Gelsenkirchen gebaut und erprobt.
Das Projekt „Den Spurenstoffen auf der Spur in Dülmen“ im Einzugsgebiet des Lippeverbandes ist Teil eines umfassenderen EU-Projektes mit dem Titel „noPILLS in water“, mit dem sowohl technische Innovationen als auch soziale Faktoren zur Reduzierung von Medikamentenrückständen im Wasser erforscht werden. Unter anderem soll in Dülmen durch die Sensibilisierung der Bevölkerung eine Minimierung des Spurenstoffeintrags im Abwasser erreicht werden.