Seitensprung an der Emscher

Seitensprung an der Emscher

Pressesprecher der Emschergenossenschaft legt Blaumanntag ein. Hier sein Bericht:

In den sechs Jahren, die ich schon bei unserem Verband arbeite, habe ich schon viel erlebt: Ich bin durch Abwasserkanäle spaziert, auf Faulbehälter hinauf- und in Pumpwerke hinabgestiegen. Immer im Rahmen von Presseterminen – und immer begleitet und ermöglicht von den Kollegen unserer Kerntruppe, dem Betrieb. Wie die alltägliche Arbeit unserer Betriebsabteilung aussieht, das wollte ich einmal ganz hautnah und für länger als die Dauer eines Pressetermins erleben – und wagte den Seitensprung: Ich legte einen sogenannten „Blaumanntag“ bei unserer Abteilung „Mittlere Emscher“ in Bottrop ein.

Auf Höhe des Pumpwerks Gelsenkirchen-Nord sind wir über einen Kontrollschacht in den Kanal eingestiegen. Foto: Klaus Baumers/EG

Unsere Betriebsabteilung ist das Herzstück von Emschergenossenschaft und Lippeverband. Diese Kolleginnen und Kollegen sorgen dafür, dass alles nicht nur sprichwörtlich im „Fluss“ ist. Sie kümmern sich um das Kerngeschäft der beiden Verbände: die Abwasserentsorgung. Das bedeutet unter anderem: um den Betrieb von offenen Schmutzwasserläufen, Abwasserkanälen, Pumpwerken und Kläranlagen.

Ich habe für einen Tag in der Gruppe von Betriebsleiter Sebastian Daszkowski in Bottrop eingecheckt. Wieso ausgerechnet dort? Ganz einfach: Weil Kollege Daszkowski und seine Truppe in den vergangenen Jahren mitunter am häufigsten kurzfristig von mir „überfallen“ wurden, wenn ich mal wieder mit einem TV-Team ein Pumpwerk besichtigen wollte. Und: Sie haben es mir immer wieder ermöglicht! Die Arbeit der Betriebskollegen fand ich schon immer dermaßen spannend, dass ich mir irgendwann gesagt habe: „Da läufst Du mal einen ganzen Tag mit und packst auch mit an!“

Gesagt, getan: Der Blaumanntag begann für mich um 6.30 Uhr am Pumpwerk Bottrop-Boye an der B224 (normalerweile beginnt um die Uhrzeit für mich die Tiefschlafphase…). Die Kollegen freuen sich bereits auf meinen Besuch und grinsen etwas verdächtig. Liegt es daran, dass sie im Gegensatz zu mir wissen, dass wir gleich einen Abwasserkanal in zirka 20 Metern Tiefe inspizieren?!? …:-)

So sah ich vorher aus…

Doch bevor es in die Tiefe geht, steht die Selbstretter-Schulung an. Arbeitssicherheit wird bei Emschergenossenschaft und Lippeverband ganz groß geschrieben, und so erklärt mir der Kollege Fausto Naro detailliert, was ich beachten und im Fall der Fälle machen muss. Da im Kanal Gase entstehen, muss ich mit einem Gaswarngerät ausgerüstet sein und ein Sauerstoffgerät eigenständig bedienen können (daher auch „Selbstretter“)!

Und so kurze Zeit später vor dem Abstieg in die Kanalwelten…

Nach dieser Einweisung geht es an den Betriebsschacht. Eingepackt in eine Schutzkleidung und mit Atemschutz, Gaswarngerät und Selbstretterausrüstung bepackt steigen wir zirka 20 Meter in die Tiefe. Heute muss der sich seit rund 20 Jahren in Betrieb befindliche Abwasserkanal Bottrop begangen und inspiziert werden. Insgesamt drei Mal werden wir an diesem Tag in einen Betriebsschacht hinab- und wieder hinaufsteigen. Runter geht’s leicht, rauf fühlt sich die Sache schon etwas anders an. Betriebsmeister Ernst Selke warnt mich noch: „Steigen Sie langsam rauf. Das darf man nicht unterschätzen. Am Ende können einen schon mal die Kräfte verlassen.“ Gut, dass ich Krafttraining betreibe, aber dennoch bekomme ich auf den letzten Zentimetern beim Aufstieg zu spüren, was Selke meint…

Insgesamt 3,5 Kilometer haben wir unter Tage zurückgelegt! Foto: Klaus Baumers/Emschergenossenschaft

Bei der Begehung des Kanals geht es darum, jeweils mehrere hundert Meter des Bauwerks auf seine Substanz zu inspizieren. Wer Platzangst hat, ist hier fehl am – nun ja, „Platz“… Es ist beklemmend eng, durch den Atemschutz riecht man zwar das Abwasser nicht – aber frei atmen fühlt sich eben auch anders an. Apropos Abwasser, in diesem stehen wir aktuell knöcheltief.

Klingt eklig? Mag sein, ich finde es dennoch faszinierend, denn das hier unten ist das Kerngeschäft der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes – und mit jedem Meter mehr, den ich in gebückter Haltung durch den knapp 1,80 Meter im Durchmesser großen Kanal stolpere, empfinde ich noch mehr Respekt und Wertschätzung für die Arbeit des Betriebes. Oft unscheinbar und vermeintlich unbemerkt verrichten sie ihre enorm wichtige Arbeit, damit in der Region alles „im Fluss“ ist – für uns als „die Flussmanager“ ist unsere Betriebsabteilung absolut unverzichtbar!

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