Hochwasserschutz und Artenvielfalt
Wie sieht es eigentlich an der renaturierten Seseke aus? Eine Exkursion im Rahmen der Klimawochen Ruhr 2016 bot spannende Einblicke.
Während mir die Gefilde der Emscher ziemlich vertraut sind, ist das Einzugsgebiet der Lippe noch weitestgehend unentdecktes Neuland für mich. Die Lippemündung in Wesel überquere ich häufig, doch in Städte wie Haltern, Hamm oder Bönen verschlägt es mich selten. An der Seseke war ich tatsächlich noch gar nicht, dabei ist das Seseke-Programm ein Meilenstein des Lippeverbands! Die Führung rund um das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) der Seseke in Bönen bot für mich also eine willkommene Gelegenheit, meinen Horizont Richtung östliches Ruhrgebiet zu erweitern.
Dabei hätten drei andere Teilnehmer und ich die Führung beinahe verpasst – denn wir haben vergeblich an einem falschen Treffpunkt gewartet. Gerade als wir das Vorhaben als gescheitert erklären wollten, informierte uns ein Radfahrer über den Standort der Exkursionsgruppe: „Die stehen einen Kilometer weiter an der anderen Brücke und lauschen schon dem Referat.“ Per Drahtesel und PKW schafften wir dann doch noch den Anschluss.
Ein Verpassen der Tour wäre auch sehr schade gewesen, wie sich schnell herausstellte: Die Auen rund um das HRB sind normalerweise nicht für die Bevölkerung zugänglich, aber unser Exkursionsleiter Hermann Hoffmann, ein pensionierter Kollege, öffnete ausnahmsweise die verschlossenen Pforten.
Auf dem Weg zum Auslassbauwerk bieten uns die sumpfigen Wiesen tolle Einsichten in die Welt verschiedener Wasservögel, die immer wieder von den Tümpeln auffliegen. Kanadagänse, Fischreiher und Nilgänse finden hier ein ruhiges Zuhause. Im Grün breiten sich Laubfrösche und Kreuzkröten aus, das Wasser beheimatet Stichlinge, Elritzen, Gründlinge und Quappen.
Das HRB Bönen spielt außerdem eine zentrale Rolle im Hochwasserschutz, denn die Auen dienen als Retentionsraum und die Becken als Wasserspeicher.
Doch mit dem Abschluss des Seseke-Umbaus ist das Programm noch lange nicht beendet: Anlagen, Wasserqualität und Ökosysteme müssen kontinuierlich beobachtet werden, damit die Natur dauerhaft im Gleichgewicht bleiben kann. Dafür sorgen unsere Flussmanager des Lippeverbands jeden Tag aufs Neue!