Deiche werden auf Herz und Nieren geprüft
Seit einigen Jahren untersucht der Lippeverband die Deiche an der Lippe und ihren Nebenläufe mit Geo-Radar, Geo-Elektrik und Sonden „auf Herz und Nieren“.
Auf diese Weise sollen unter anderem Festigkeit und Aufbau der Bodenschichten erkundet werden, aus welchen Materialien in welcher Tiefe der Deichkörper besteht. Denn vor allem ältere Deiche sind Jahrzehnte nach dem Bau ein- oder sogar mehrmals erhöht worden. Mit diesen Untersuchungen will der Lippeverband sicher gehen, dass die Hochwasserschutzanlagen im Falle eines Falles fit sind und einem Hochwasser standhalten.
Der Sickingmühlenbach in Marl, der von Süd nach Nord zur Lippe fließt und in der Nähe des Kanalhafens Auguste Victoria mündet, ist wegen Bergsenkungen seit Jahrzehnten eingedeicht. Der Mühlenbach gehört zu den Gewässern, deren Deiche aktuell untersucht werden. Dazu hat der Lippeverband Spezialfirmen beauftragt, die zunächst mit geo-elektrischen Verfahren und Georadar von außen Messungen vornehmen. Dabei wird die Leitfähigkeit im Boden gemessen, woraus Rückschlüsse auf die Struktur des Untergrundes möglich sind. Danach geht es mit schwerem Gerät weiter: Bis zu 22 cm Durchmesser haben die Bohrer, die von oben in den Deichkörper getrieben werden. Sie liefern Bodenproben, die in ihrem Aufbau der Erdschichtung des Deiches entsprechen. An solchen „Bohrkernen“ lässt sich ablesen, wie es im Deich metertief unter der Erde aussieht.
Der Sickingmühlenbach ist nicht das einzige Gewässer, bei dem in dieser Weise vorgegangen wird. Insgesamt werden am Ende dieses Jahres 8,7 km Deiche untersucht worden sein – auch am Kuhbach, Lüserbach und Süggelbach im Sesekegebiet, an Hasseler Mühlenbach in Gelsenkirchen und am Schölsbach in Dorsten. Deichstrecken von 32 km Gesamtlänge hat der Lippeverband bereits zwischen 2011 und 2013 unter die Lupe genommen. Übrig sind noch 5 km, die in 2015 an die Reihe kommen, damit wird das so genannte „Deichertüchtigungsprogramm“ abgeschlossen sein. Ziel ist in allen Fällen, aktuelle und abgesicherte Informationen für den Hochwasserschutz zu erhalten.
Alle Fotos: Martin Röllecke, EGLV.