Rückblick – Gründung der Sesekegenossenschaft und des Lippeverbandes

Rückblick – Gründung der Sesekegenossenschaft und des Lippeverbandes

Verwaltung eines Wasserschatzes“- Emschergenossenschaft stand Pate

Eng angelehnt an die Gründung der Emschergenossenschaft am 14. Dezember 1899 ist das Modell für eine erfolgreiche Wasserwirtschaft an Lippe und Seseke. Denn auch hier zeigten sich Anfang des vergangenen Jahrhunderts die bergbaubedingten Folgen des immer weiter nach Norden vorrückenden Kohlenbergbaus. So sackten entlang der Seseke nicht nur ganze Landstriche ab, sondern die Gewässer veränderten hier ihren Lauf und konnten zu großen Teilen nicht mehr richtig abfließen. In den Senken stauten sich die Abwässer, die durch steigende Bevölkerung und die Industrie ungeregelt und ohne Konzept in Seseke, Lippe oder Körne – dem größten Nebenlauf der Seseke – geleitet wurden.

Besonders die Seseke, ein linksseitiger Lippezufluß im Raum Dortmund bis Lünen, hatte lange vor dem ersten Weltkrieg keinen geregelten Abfluss. Versumpfung war die Folge. Das erfolgreiche Modell einer gemeinsamen Wasserwirtschaft wie bei der Emschergenossenschaft stand Pate: So wurde 1913 die Sesekegenossenschaft gegründet. Die bergbaugebeutelten Städte Dortmund, Lünen, Unna, Kamen, Bergkamen und Bönen schlossen sich dabei zusammen und am 6. Juni 1913 wurde das Sesekegesetz erlassen.

Aufgrund des weiter expandierenden Bergbaus war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ähnliche Verhältnisse wie an der Seseke auch in anderen Bereichen der Lipperegion nach einer gemeinsamen Lösung der wasserwirtschaftlichen Probleme verlangen würden.

Heinrich Helbing schlug 1917 die Gründung des Lippeverbandes vor

Heinrich Helbing schlug 1917 die Gründung des Lippeverbandes vor

Vier Jahre lang beschäftigte sich Heinrich Helbing – Baudirektor bei der Emschergenossenschaft – mit diesem Problem und schlug 1917 die Gründung eines Verbandes für das gesamte industriell erschlossene Gebiet der Lippe vor. 1922 verfasste er die Denkschrift „Wasser und Abwasser im Lippegebiet“ zur Gründung einer Lippegenossenschaft. Diskutiert wurde in den Folgejahren vor allem um den Geltungsbereich. Schließlich einigte man sich auf das Einzugsgebiet flußabwärts von Lippborg, 15 km oberhalb von Hamm, und bis zur Mündung der Lippe in den Rhein bei Wesel.

Am 19. Januar 1926 wurde schließlich der Lippeverband gegründet, in dem die Sesekegenossenschaft aufging. Mit dem an diesem Tage verkündeten Lippegesetz wurden die Aufgaben festgelegt: „Die Verwaltung des Wasserschatzes im Genossenschaftsgebiet sowie die Herstellung, die Unterhaltung und den Betrieb von Anlagen für die Erhaltung und Ausnutzung des Wasserschatzes. (ff.)“

Die dramatischen wasserwirtschaftlichen Notstände entlang der Lippe besserten sich. Bachläufe wie der Herringer Bach in Hamm oder der Dattelner Mühlenbach wurden zu offenen Abwasserläufen umgebaut, da sie durch die bergbaulichen Tätigkeiten in ihrem Ablauf gestört waren. An der Lippe wurden Deiche zum Hochwasserschutz errichtet und 1932 die erste vom Lippeverband gebaute Kläranlage in Soest errichtet. Es folgten große mechanische Rundbeckenanlagen in Hamm und Kamen in 1941.

84 Mitgliedsgemeinden zwischen Lippborg und Wesel verzeichnete der Lippeverband im Jahr 1927, dazu 40 Bergwerkeigentümer und 10 gewerbliche Unternehmen. Damals wie heute ist der Lippeverband ein Non-Profit-Unternehmen. Der Verband arbeitete und arbeitet zum Wohle der Bürger und Nutzen der Mitglieder.

Heute hat der Lippeverband insgesamt 157 Mitglieder (Kommunen, Bergbau und Industrie). Kleinstes Mitglied – nach Beitragshöhe betrachtet – ist Borken, größtes zahlendes Mitglied die Stadt Hamm.

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