Säuft die Region ab?

Säuft die Region ab?

Hohe Grundwasserstände können in der Zukunft zu einem Problem werden.

„Säuft unser Revier ab?“, titelte vor einigen Jahren eine Zeitung mit vier großen Buchstaben. Ganz so dramatisch ist es sicherlich nicht, ganz von der Hand zu weisen allerdings auch nicht. Fakt ist: In der Emscher-Region ist in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit steigenden Grundwasserständen zu rechnen. Das kann ärgerlich werden – und zwar genau dann, wenn das Grundwasser den eigenen Keller erreicht und das Motto „Neue Wege zum Wasser“ auf unerfreuliche Weise eine neue Bedeutung erlangt. Der Gang zum See führt dann nämlich über die Kellertreppe… Die Grundwasserproblematik hat jedoch vielerlei (Hinter-)Gründe. Im Folgenden sollen sie erläutert werden.

Was ist Grundwasser?

Grundwasser ist das Wasser, das unter der Erdoberfläche in Hohlräumen der Gesteine fließt und einen Grundwasserkörper bildet. Grundwasser entsteht durch einen Anteil des Regens, der versickert und sich unter der Erdoberfläche sammelt. Wichtig: Grundwasser ist jedoch kein Regenwasser und darf auch nicht verwechselt werden mit Abwasser.

Wieso steigt das Grundwasser?

Es gibt verschiedene Ursachen, die in Frage kommen könnten:

  • Die Grundwasserstände schwanken natürlicherweise durch die Witterung im Jahresverlauf. Im Frühjahr treten hohe Grundwasserstände auf, im Herbst hingegen sind tiefe Grundwasserstände normal. Langjährige klimatische Einflüsse können zu insgesamt steigenden oder fallenden Grundwasserständen führen.
  • Besonders nach nassen Wintern mit viel Regen – zumal auch in Verbindung mit starker Schneeschmelze – kann es zu einer Übersättigung des Bodens kommen. Wenn das Grundwasser nicht mehr runter kann, kommt es eben nach oben.
  • Hohe Grundwasserstände treten vermehrt nach Kanalsanierungen auf, wenn die Kanäle im Grundwasser liegen. Der Grund: Unsanierte Kanäle – öffentliche und private – sind porös und durchlässig, können somit Grundwasser aufnehmen und leiten es mit dem Abwasser ab.20131203_Kanalsanierung_Folgenx [Schreibgeschützt]_Seite_2

Diese Kanäle haben daher eine Art „gewachsene“ Drainagefunktion. Werden nun aber diese Kanäle saniert bzw. neu gebaut, sind sie dicht und lassen kein Grundwasser mehr einsickern. Das bedeutet: Wenn das Grundwasser nicht abfließen kann, staut es sich nach oben hin auf.  Vor allem Häuser mit Kellern insbesondere in Senkungsmulden müssen dann mit Feuchtigkeit rechnen, weil in diesen Gebieten der Flurabstand zwischen Boden und Grundwasser nur noch sehr gering sein kann.


Wie kann das Problem behoben werden?

Mittels Drainagen, und Grundwasserbrunnen sowie neuen Leitungen für sauberes Grundwasser.

Gibt es bereits Probleme mit hohen Grundwasserständen in der Emscher-Region?

Zu Problemen mit Grundwasser kam es erstmals während der Jahreswende 2010/2011 insbesondere in Regionen, die infolge des Bergbaus um mehrere Meter abgesunken sind – dies war unter anderem in Essen-Karnap oder in Gelsenkirchen-Horst der Fall.

Im Rahmen von vier Pilotprojekten in Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Herten arbeitete die Emschergenossenschaft im Jahr 2012 an konzeptionellen Planungen für Ersatzsysteme. Das sind insbesondere Drainagesysteme als Ersatz für die undichten Abwasserkanäle. Diese Drainagesysteme sind auch geeignet, zukünftig möglichen Grundwasseranstiegen durch den Klimawandel entgegen zu wirken.

An den Planungen speziell für Karnap haben neben der Emschergenossenschaft auch die Stadt Essen, die Stadtwerke Essen und die Emscher Wassertechnik mitgewirkt. Die RAG als Rechtsnachfolger des verursachenden Bergbaus und die Stadt Essen haben sich darauf geeinigt, die Kosten je zur Hälfte zur tragen. Derzeit laufen noch die Vorbereitungen für den Bau des Ersatzssystems, um Karnap endlich „trocken zu legen“.

Für das restliche Emschergebiet hat die Emschergenossenschaft ebenfalls ein Konzept beim NRW-Umweltministerium vorgelegt. Das war Anfang 2013. Laut dem Land sollte ein externer Gutachter unser Konzept auf Plausibilität untersuchen. Der Ergebnisbericht des Gutachters sollte – eigentlich – bis Sommer 2013 vorliegen.

Aber betreibt die Emschergenossenschaft nicht schon etliche Pumpwerke?

Die Emschergenossenschaft betreibt im Emschergebiet in der Tat über 100 Pumpwerke. Dabei handelt es sich jedoch um Vorflut- und Abwasserpumpwerke sowie einige wenige Grundwasserpumpwerke (Brunnen). Die Vorflutpumpwerke heben Gewässer und damit auch das den Gewässern natürlich zufließende Grundwasser. Abwasserpumpwerke heben das schmutzige Abwasser aus der Kanalisation. Grundwasser soll mit Abwasserpumpwerken nicht weggeschafft werden. Die Brunnenanlagen fördern direkt Grundwasser in die nächsten Gewässer.

Wichtig: Aus Sicht der Emschergenossenschaft gehört Grundwasser nicht ins Abwasser, da es sauber ist und unnötig Kanäle, Pumpwerke, Regenwasserbehandlungsanlagen und Kläranlagen belastet. Sauberes Grundwasser gehört in die Gewässer. Dichte Kanäle sind daher durchaus auch im Interesse der Emschergenossenschaft. Gleichzeitig weist die Emschergenossenschaft aber auch darauf hin, dass Kanalsanierungen im öffentlichen und/oder privaten Bereich eben zu Schäden durch steigende Grundwasserstände führen können.

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