Muscheln in der Seseke?!

Muscheln in der Seseke?!

Der Biologie-Student Sebastian Borgmann begab sich im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit auf die Suche nach Muscheln in der Seseke

Lebendfund zwischen Kilometer 16 bis 22 der Seseke. Foto: Sebastian Borgmann

Muscheln sind sehr sensible Lebewesen und siedeln sich nur in Gewässern an, wenn die ökologischen Faktoren stimmen, wie ich Sebastian Borgmanns Arbeit entnehmen konnte. Ist die Strömung zu stark oder zu schwach, das Substrat zu sehr verschlammt, das Gewässer zu sehr mit Schadstoffen belastet oder zu nährstoffreich oder fehlen gar Fische, an die sich die Larven heften können, wirkt sich das auf das Muschelvorkommen negativ aus. Unter den Bedingungen, wie sie noch vor zehn, zwanzig Jahren in der Seseke vorherrschten, hätte sich somit keine Muschelpopulation entwickeln können. Und wie sieht es jetzt aus, nachdem der Fluss samt Nebenläufen vom Abwasser befreit und ökologisch aufgewertet wurde? Ein Fischvorkommen konnte bereits erfreulicherweise festgestellt werden. Stellt die Seseke aber auch einen geeigneten Lebensraum für Muscheln dar? Dieser Frage hat sich Sebastian Borgmann in seiner Bachelor-Arbeit gewidmet und zog los, um nach Süßwassermuscheln in der Seseke zu suchen.

Untersuchung der Gewässereigenschaften

Ziel seiner Arbeit, die auch von unserem Kollegen Dr. Thomas Korte aus der Gruppe Hydrobiologie des Kooperationslabors unterstützt und betreut wurde, war es: „Die Verbreitung der Muscheln der Familie Unionidae in der Seseke zu erfassen und die dort lebenden Populationen zu kartieren.“ Im Fokus stand dabei ebenfalls die Bestimmung der Gewässereigenschaften. Sebastian Borgmann hat sich in seiner Analyse intensiv mit den Strukturgegebenheiten der Seseke befasst und herausgearbeitet, unter welchen Umweltbedingungen Muscheln in einem Gewässer überleben können. Sechs Wochen dauerte die Untersuchung. Der zweiundzwanzigjährige Student durchgrub teilweise händisch das Flussbett, erstellte eine detaillierte Kartierung, führte Protokoll, fotografierte die gefundenen Muscheln* und erfasste Wasserparamenter, um die Eigenschaften des Flusses zu bewerten.

Sebastian Borgmann beim Durchsuchen des Substrats. Foto: Sebastian Borgmann

Fund: Schalen und lebende Muscheln

Während der ersten drei Tage fand Sebastian Borgmann nichts, zwischen Flusskilometer 5 bis 10 traten dann die ersten Funde auf. Schalen der Arten Anodonta anatina, Unio crassus, Unio pictorum und Unio tumidus kamen dort vor. Lebende Muscheln waren erst zwischen Flusskilometer 16 bis 22 vorzufinden. An diesem Abschnitt hat sich die Art Anodonta cygnea angesiedelt. Dort fließt das Wasser schneller, die Tiefenvarianz ist höher und man findet an diesem Abschnitt mehr Makrophyten (Wasserpflanzen), die häufigere Strömungsveränderungen verursachen. Diese setzen das Substrat in Bewegung, so dass sich kleine Sedimente bilden, die einen geeigneten Lebensraum für Muscheln bilden. Probestellen, an denen keine Funde gemacht wurden, weisen andere Charakteristika auf: Das Gewässer ist an diesen Stellen flach, die Fließgeschwindigkeit geringer und der Nährstoffeintrag aufgrund von Falllaub erhöht.

Schalenfund zwischen Kilometer 5 bis 10 der Seseke. Foto: Sebastian Borgmann

Sebastian Borgmann hat in seiner Untersuchung aufgezeigt, dass sich Großmuscheln wieder in der Seseke ansiedeln konnten, was ein Indiz dafür ist, dass sich die Wasserqualität allmählich bessert. Die kleinen Tiere helfen auch kräftig mit: Um Sauerstoff und Nährstoffe aufzunehmen, filtern Muscheln ein bis zwei Liter Wasser pro Stunde durch ihre Kiemen und beteiligen sich damit an der Selbstreinigung eines Gewässers.

Wir danken Sebastian Borgmann für diesen sehr spannenden Einblick in seine Arbeit und wünschen ihm für sein Masterstudium, in dem er sich auch weiterhin ökologischen Themen widmen möchte, viel Erfolg!

*Die Lebendfunde wurden von Sebastian Borgmann fotografiert und wieder an die Fundstelle gesetzt.

 

 

 

 

 

 

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